6. April 1941: Der Beginn des Balkankrieges im deutschen Rundfunk

Am 6. April 1941, einem Sonntag, griffen Wehrmachtverbände um 5:15 Uhr ohne vorherige Kriegserklärung oder Ultimatum mit 33 Divisionen und insgesamt 680.000 Soldaten Griechenland und Jugoslawien an und besetzte beide Länder innerhalb weniger Wochen.

Die jugoslawische Armee zeigte sich nicht hinreichend auf diesen Angriff vorbereitet und wurde zudem dadurch geschwächt, dass die ihr angehörenden kroatischen Verbände die deutschen Truppen als Befreier begrüßten und Befehle des eigenen Oberkommandos missachteten. Bereits am 10. April wurde Agram (Zagreb) und zwei Tage später Belgrad eingenommen, am 17. des Monats schließlich die Kapitulationsurkunde unterschrieben. Damit gerieten 334.000 jugoslawische Soldaten in deutsche Kriegsgefangenschaft.

Gleichzeitig begann die Wehrmacht von Bulgarien aus einen Feldzug gegen Griechenland, der sich allerdings als erheblich schwieriger erweisen sollte. Zwar war Saloniki bereits am 9. April in deutscher Hand, Athen dagegen „erst“ am 27. des Monats. Am 30. April 1941 war dann mit der vollständigen Besetzung des griechischen Festlands und der damit verknüpften Verdrängung der britischen Truppen der strategische Hauptzweck des Feldzugs erreicht.

Die Rundfunksendungen

Der 6. April war im Reichsgebiet durch eine permanente Abfolge von Rundfunksendungen gekennzeichnet. „Das Deutsche Reich befindet sich seit heute Morgen im Kampf gegen die Usurpatoren von Belgrad und im Kampf gegen jene Verbände, die Großbritannien vom Balkan aus wieder versucht, gegen den Frieden Europas schicken zu können.“ - Mit dieser, von Propagandaminister Goebbels erstmals um 6 Uhr verlesenen und im Rundfunk häufig wiederholten Proklamation machte Hitler am 6. April 1941 die deutsche Öffentlichkeit per Rundfunk mit seiner Entscheidung bekannt, auf dem Balkan einen neuen Kriegsschauplatz zu eröffnen.

 

Mit freundlicher Genehmigung des Historischen Archivs der Stadt Köln.

Außenminister Ribbentrop gab Statements ab und die im Auswärtigen Amt aufgezeichnete „Note“, also die formale Kriegserklärung“ wurde den deutschen Radiohörern zur Kenntnis gebracht.

 

Mit freundlicher Genehmigung des Historischen Archivs der Stadt Köln.

Immer wieder wurden auch die Erklärungen des Oberkommandos der Wehrmacht und Nachrichten vom neuen Kriegsschauplatz über den Rundfunk verbreitet:

 

Mit freundlicher Genehmigung des Historischen Archivs der Stadt Köln.

PK-Berichte über deutsche Luftangriffe auf Belgrad und deren Auswirkungen

Vor allem aber waren die Rundfunkbeiträge durch immer neue Berichte der „Propagandakompanien“ gekennzeichnet, die insbesondere die Bombardierung der jugoslawischen Hauptstadt Belgrad zum Inhalt hatten.

Hitler hatte der Luftwaffe bereits am 27. März 1941 befohlen, die Stadt zu Beginn des Feldzugs „durch fortgesetzte Tag- und Nachtangriffe … zu zerstören“. Dabei hatte die jugoslawische Regierung Belgrad am 4. April zur „offenen Stadt“ erklärt, was gemäß geltendem Kriegsrecht bedeutete, dass sie nicht verteidigt würde und daher nicht angegriffen oder bombardiert werden durfte.

Das störte Hitler und die deutsche Luftwaffe nicht im Mindesten. In den Morgenstunden des 6. April 1941 wurde die Offensive mit einem massiven Bombardement der jugoslawischen Hauptstadt eröffnet, die dabei in großen Teilen in Schutt und Asche versank. Tausende Zivilisten fanden den Tod, während die deutsche Propaganda die barbarische, „Unternehmen Castigo“ (übersetzt „Unternehmen Strafe“) benannte Aktion als verdientes „Strafgericht“ feierte.

 

Mit freundlicher Genehmigung des Historischen Archivs der Stadt Köln.

 

Mit freundlicher Genehmigung des Historischen Archivs der Stadt Köln.

Die nicht nur im Rundfunk, sondern auch in sämtlichen deutschen Zeitungen verbreiteten wahrheitswidrigen Begründungen des Angriffs auf dem Balkan stießen – wie bei Günther Roos – wohl noch immer im größten Teil der deutschen Bevölkerung auf Zustimmung. Allerdings bemerkte  mit Ernst von Weizsäcker, Staatssekretär im Auswärtigen Amt, ein hochrangiger Diplomat in böser Vorahnung: „Man muss damit rechnen, dass unser Vorgehen im Ausland als Barbarei kritisiert wird. Es setzt voraus, dass diesem Vorgehen der Sieg und eine hinreichend lange deutsche Suprematie folgen, sodass die Genesis darüber vergessen wird.“ – Es musste also nahezu zwangsläufig Sieg auf Sieg folgen.

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