Die Ostfront im Tagebuch

Bei aller Gefahr und Todesnähe zog Günther Roos aus seiner Lage an der Front immer auch positive Schlüsse und sogar einen gewissen Stolz. Insofern sind die Schilderungen seiner Fronterlebnisse zwar authentisch, aber auch durch die Haltung eines angehenden Offiziers und glühenden Nationalsozialisten geprägt.

Tatsächlich waren die Lebensbedingungen an der Ostfront für den einfachen „Landser“ aber noch weitaus trostloser, als Günther Roos sie schilderte. Ein bedrückendes und erschütterndes Beispiel hierfür ist das dünne Tagebuch von Wilhelm Moers.

Das Kriegstagebuch des Wilhelm Moers

Wilhelm Moers war nur ein kurzes Leben vergönnt, das kaum Spuren hinterlassen hat. Die offenbar einzige Ausnahme stellt neben wenigen Fotos sein Tagebuch dar, dass er vom 21. März 1943, dem Tag, an dem er seine Einberufung zur Wehrmacht erhielt, bis zum 16. August 1943 führte.

Am 5. November 1913 in Köln geboren – Fabrikarbeiter – ledig – zwei Schwestern (eine jünger, eine älter) – Vater früh verstorben – Mutter nach dem schweren Angriff vom 29. Juni 1943 zunächst nach Bergneustadt im Bergischen Land, dann nach Pannwitz (heute: Panniowice) bei Breslau evakuiert: das ist alles, was mit Hilfe seines Neffen Kurt Gerling, der auch Tagebuch und Fotos zur Verfügung stellte, über Wilhelm Moers in Erfahrung zu bringen war.

Das Tagebuch ist aufgrund seiner ungeschminkten Schilderung des soldatischen Alltags an der Ostfront und der Wünsche, Hoffnungen und Ängste seines Verfassers ein überaus bedrückendes Dokument. Neben der Beschreibung unspektakulärer Tagesabläufe stehen alltägliche, jedoch unerfüllbare Wünsche („Radio, Kino oder sonst eine Unterhaltung“) ebenso wie die Auflistung der zahlreichen Unbilden in den Stellungen. Regen, Läuse, Wanzen, Mücken waren ständige Begleiter der hier zusammengedrängten Soldaten, deren Nerven einer permanenten Anspannung ausgesetzt waren. Deren Beschreibung ist ebenso Inhalt des Tagebuchs wie die ausdrucksstarke Schilderung eines zähen Stellungskrieges – ständig „funkt“ die „Ari“ beider Seiten hin und her – und nicht zuletzt des grausamen Kampfes um Leningrad.

Wilhelm Moers dachte sehr bald nur noch an eins: „Ich will nach Hause!“ Die Eintragungen des Gefreiten lassen seine stetig zunehmende Verzweiflung nachempfinden; sie lassen auch erahnen, dass er wie seine Leidensgenossen in ständiger Todesangst lebte. Am 4. Juli wird er beispielsweise gleich zweimal von Kugeln am Stahlhelm getroffen: „Wiederum hatte es gut gegangen. Gott hatte mich beide Male beschützt.“ Und nicht von ungefähr endet das Tagebuch mit der Schilderung eines Todesfalls: „Gegen 5 Uhr heute Nachmittag wurde einer durch eigene Schuld durch Kopfschuss getötet. Er kam aus dem Bunker und stellte sich in den Graben, wobei er mit dem Kopf herauskam. Ein Schuss durch den Hinterkopf machte seinem Leben ein Ende.“

Der von Wilhelm Moers immer wieder niedergeschriebene Wunsch nach einem baldigen Kriegsende und seine verzweifelte Hoffnung auf Frieden und ein Leben im geliebten Köln sollten sich nicht erfüllen. Am 13. Oktober 1943 wurde auch er von einem Schuss tödlich am Kopf getroffen. Es blieb wahrlich nicht viel: Ein Platz in einem Massengrab am Todesort Fela 269 Tossno ist alles, was neben den hier vorgestellten Zeugnissen an ihn erinnert. Es war dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge nicht einmal möglich, seine sterblichen Überreste zu bergen und wie geplant auf den Sammelfriedhof in Sologubowka-St. Petersburg zu überführen. Lediglich sein Name ist im Gedenkbuch des Friedhofs verzeichnet.

Mein Kriegstagebuch

Sonntag, 21. März 1943

Kam heute um 6 Uhr aus der Nachtschicht. Nachdem ich Kaffee getrunken hatte, legte ich mich um 7 Uhr durch ins Bett. Gegen 11:20 Uhr kam Mutter und Minna mich wecken und brachten mir den eben mit der Post erhaltenen –Gestellungsbefehl. Er lautete: 25.3 Gestellungstag 25.3 in Köln, Kaiser Friedrich-Ufer 27.3-Gestellung in Bonn. Reisetag am 26. oder 27.3.43.-Der Befehl kam mir nicht überraschend, da ich damit gerechnet hatte. Es ist eben „Totaler Krieg“, gewiß wäre es mir angenehmer gewesen, zu Hause zu bleiben. Aber Befehl ist Befehl.

Montag, 22. März

Diese Woche habe ich Spätdienst von 12:30 – 21:45. Ich ging zur

Arbeit und meldete die Einziehung. Holte mir dann noch meinen restlichen Urlaub.- Bekomme während meiner Einberufung 50% meines Lohnes.

Mittwoch 24.März

Heinz hatte heute Geburtstag. Ich lernte dort Maria Lohmer kennen und brachte sie nach Hause. Ich fragte sie, ob sie bereit wäre, mit mir zu gehen. Sie wußte es mir noch nicht zu sagen, da ich direkt fort müsse und wir uns kaum kennen. Ich konnte sie verstehen. Sie will es sich überlegen.

Donnerstag, 25. März

Mußte mich heute um 12 Uhr beim Wehrmeldedienst stellen. Die Gestellung in Bonn wurde vom 27.3 auf den 31.3 verschoben. Empfingen schon Marschverpflegung. Anschließend ging ich nach Hause und brachte dann Heinz zu Bahn, der heute wieder zurück muß nach Stendal. Habe Maria geschrieben, und sie gebeten, da ich ja erst

 

 

nächste Woche fort muß. Um 18 Uhr traf ich Thea, mit der ich verabredet war, um uns noch einmal zu sehen, bevor ich weg gehe. Sie brachte mir Wurst, Butter, Eier und Zucker mit, um es mitzunehmen, wenn ich weg gehe. In einem Lokal sagte ich ihr dann, daß ich Maria kennengelernt hatte. Ich hatte sie damit schwer getroffen. Aber ich glaube, mich hat es bald noch schwerer getroffen, ihr das zu sagen. Sie tat mir wirklich sehr leid. Habe sie dann nach Hause gebracht.

Mittwoch, 31. März

Mußte mich heute beim Wehrmeldedienst stellen. Mutter fuhr mit mir, brachte aber zwischendurch Minna Essen. Mutter ging dann mit zum Bahnhof, von wo wir gegen viertel vor 3 Uhr abfuhren. War wirklich froh, daß Mutter mit zum Bahnhof kam. Gegen 4 Uhr kamen wir in Bonn an und marschierten dann zur Troilo - Kaserne in Bonn-Duisdorf.

Arbeit und meldete die Einziehung. Holte mir dann noch meinen restlichen Urlaub.- Bekomme während meiner Einberufung 50% meines Lohnes.

Mittwoch 24.März

Heinz hatte heute Geburtstag. Ich lernte dort Maria Lohmer kennen und brachte sie nach Hause. Ich fragte sie, ob sie bereit wäre, mit mir zu gehen. Sie wußte es mir noch nicht zu sagen, da ich direkt fort müsse und wir uns kaum kennen. Ich konnte sie verstehen. Sie will es sich überlegen.

Donnerstag, 25. März

Mußte mich heute um 12 Uhr beim Wehrmeldedienst stellen. Die Gestellung in Bonn wurde vom 27.3 auf den 31.3 verschoben. Empfingen schon Marschverpflegung. Anschließend ging ich nach Hause und brachte dann Heinz zu Bahn, der heute wieder zurück muß nach Stendal. Habe Maria geschrieben, und sie gebeten, da ich ja erst

 

 

nächste Woche fort muß. Um 18 Uhr traf ich Thea, mit der ich verabredet war, um uns noch einmal zu sehen, bevor ich weg gehe. Sie brachte mir Wurst, Butter, Eier und Zucker mit, um es mitzunehmen, wenn ich weg gehe. In einem Lokal sagte ich ihr dann, daß ich Maria kennengelernt hatte. Ich hatte sie damit schwer getroffen. Aber ich glaube, mich hat es bald noch schwerer getroffen, ihr das zu sagen. Sie tat mir wirklich sehr leid. Habe sie dann nach Hause gebracht.

Mittwoch, 31. März

Mußte mich heute beim Wehrmeldedienst stellen. Mutter fuhr mit mir, brachte aber zwischendurch Minna Essen. Mutter ging dann mit zum Bahnhof, von wo wir gegen viertel vor 3 Uhr abfuhren. War wirklich froh, daß Mutter mit zum Bahnhof kam. Gegen 4 Uhr kamen wir in Bonn an und marschierten dann zur Troilo - Kaserne in Bonn-Duisdorf.

daß ich mit Thea zusammenbleiben soll. Nun, habe sie auch gern, und hoffe, daß sie jetzt wirklich mal anders wird.

Sonntag, 18. April

Na, heute mal wieder Sonntag und in freudiger Erwartung des Besuches. Nachmittags kam wieder Mutter, Lieschen mit Kinder. Auch Thea mit unserem Lieschen waren mitgekommen, worüber ich wirklich erfreut war. Hatten wieder allerlei Gutes mitgebracht. Da schönes Wetter war, haben wir uns auf eine Wiese gelegt. Gegen 8 Uhr verließen mich meine Lieben wieder. Konnte nur bis an das Kasernentor mitgehen, da kein Ausgang. Ach, wäre am liebsten wieder mit nach Köln gefahren. Wollen alle Ostern wieder nach hier mich besuchen kommen, wenn ich dann noch da bin. Kann ja sein, daß

 

 

ich schon fort bin von hier.

Dienstag, 20. April

Heute ist Führers Geburtstag. Komp.Chef gab kurze Richtlinien zur Besichtigung, die morgen stattfinden soll. Anschließend kurzes Gedenken zum Geburtstag des Führers. Hierauf rückten wir in das Gelände auf der Hardthöhe.Am Nachmittag ebenfalls wieder zur Hardthöhe.Der erste Zug, wo ich bei war, mußte Löcher schanzen für die M.G. und für die einzelnen Schützen. Gegen 6 Uhr kehrten wir zurück. Es wurde uns bekannt gegeben, daß 49 Mann der Komp. abgestellt würden. Es wurde nun den ganzen Abend Sachen empfangen und gepackt. Ich wurde auch mit abgestellt. Gegen 1 Uhr erst schlafen gelegt.

Mittwoch, 21. April

Gegen 10 Uhr war antreten der Abge-

stellten. Kurz vor den Abrücken wurde ich mit noch 3 Kameraden, (da 1 Jahr Wehrdienst abgeleistet) zum Gefreiten befördert, rückwirkend mit dem 1. April. Um 12:37 Uhr Abfahrt von Duisdorf nach Aachen zum Marschbatallion 254/7. Wir fuhren mit der Straßenbahn zur Lützow-Körner Kaserne, von wo wir verteilt wurden. Ich kam zur „Westfront“ zur 4.Komp. Abends bin ich mit den Kameraden Schanzzum Kino gegangen (Ufa-Palast). Es lief der Film: „Späte Liebe“ mit Paula Wessely. Kann jetzt keine Post mehr empfangen, da ich keine feste Adresse mehr habe.

Donnerstag, 22. April

Hatten heute einen guten Tag gehabt. War am Abend wieder mit Schanz im Kino. Wir sahen den Film: „Abenteuer im Grand Hotel“ mit Maria Andergast, Hans Moser. War ein schöner Film.

 

 

Freitag, 23. April (Karfreitag)

Heute hatten wir nur Appell. Nachmittags wurden wir geimpft gegen Pocken in der Lützow Körner Kaserne. Sonst nichts besonders. Vom Karfreitag merkte man als Soldat nichts. War wie jeder andere Tag.

Samstag, 24. April

Um ½ 8 Uhr gingen wir zum Kirchgang in die Maria [?] Kirche: War in der Tat froh, mal wieder einen Gottesdienst beizuwohnen. Anschließend fuhren wir mit der Straßenbahn zur LützowKörner Kaserne zur Besichtigung durch Generalleutnant Kühne. Am Nachmittag war nur Belehrung durch den Komp.Chef über das Verhalten beim Transport, denn es soll Ostern nach Rußland gehen. Abends bin ich mit Schanzin der Stadt gewesen. Haben noch mal ordentlich 2 Stammgerichte

gegessen.

Sonntag, 25. April (Ostersonntag)

Es ist Ostersonntag. Es ist kühles, windiges und wolkiges Wetter. Ach, könnte man jetzt zu Hause sein. Um 5 Uhr ist wecken. Wir machten unser Gepäck fertig. Um 6 Uhr durchwar Antreten. Dann wurde noch das Revier gereinigt. Gegen ½ 8 fuhren wir mit der Straßenbahn, die bestellt war zum Bahnhof Aachen Rote Erde. Gegen 9 Uhr wurden wir verladen und empfingen Zigaretten, Bonbon und Verpflegung. Ebenso Zigaretten und Weinbrand aus Markenderware. Um 11:15 ging es ab zum Osten. In Hagen - Heubinghatten wir etwa 2 Stunden Aufenthalt, wo wir Kaffee und Suppe empfingen. Es regnete ordentlich. Weiter ging, immer weiter nach Osten.

 

 

Montag, 26. April (Ostermontag)

Heute ist Ostermontag. Es ist gegen 6 Uhr morgens. Wir standen auf der Strecke Hannover-Berlin. Die Nacht war scheußlich. Ich habe schrecklich gefroren. Durch Schlafen auf den harten Brettern ohne Stroh waren die Knochen steif. Das Wetter war sehr schlecht und windisch. Nach kurzer Fahrt besserte sich das Wetter, nur war es etwas kühl. In Oebisfeldehatten wir etwa 20 Minuten Aufenthalt (7:45 - 8:05 Uhr). Um 10:00 Uhr waren wir in Stendal, wo wir warme Verpflegung und Kaffee empfingen. Gegen ¼ vor 12:00 ging es weiter. Wäre bald nicht mehr mitgekommen. Ich hatte mich gewaschen und mein Kaffeegeschirr gespült und suchte meinen Wagen, den ich nicht mehr fand. Ich sprang schnell auf einen an-

deren Wagen. Beim nächsten Halt stieg ich wieder in meinen Wagen. ¼ vor 3 Uhr fuhren wir durch Spandau. Gegen 6 Uhr durcherreichen wir Kiertz [?], wo wir Verpflegung empfingen, warme Suppe und Kaffee. Gegen 9 Uhr geht es weiter. Es werden Ofenwachen eingeteilt. Ich habe von 5-6 Uhr Wache. Das Wetter war tagsüber ziemlich schön.

Dienstag, 27. April

In der letzten Nacht wurde ich verschiedene Male wach. Es war mir nicht so kalt wie in der vergangenen Nacht, aber man muß den Knochen mal eine andere Lage geben. Um 5 Uhr wurde ich geweckt, denn ich habe Ofenwache. Draußen ist es schon hell. Die Wagentüren sind noch zu da die anderen Kameraden noch schlafen. Durch kleine, an der Tür angebrachte Fensterchen be-

 

 

trachte ich mir die Gegend. Es ist eine eintönige Landschaft. Große, weite Flächen mit ab und zu kleinen Bäumen und Buschgruppen. Hie und da liegen einzelne Bauernhöfe. An all dem geht es weiter, immer weiter gen Osten. Das Gepäck, an Brettern der Wagenwände angebracht, schlägt hin und her. Denn hin und her schlängelt der Wagen. Um ½ 6 Uhr erreichten wir Konitz in Westpreußen. Der Zug hält. Nach etwa einstündigen Aufenthalt geht es mit kurzer Unterbrechung weiter bis Dirschau (Ankunft gegen 11 Uhr, Abfahrt 12:30 Uhr). Dirschauist ein kleiner Ort mit sehr schlechten Pflaster. Um 12:45 Uhr geht es weiter bis Königsberg, wo wir gegen 17 Uhr ankommen. Es gibt Verpflegung und Kaffee. Ich traf Steffen mit dem ich unsere Adressetauschte. Neben unserem Zug steht ein Lazarettzug, welcher gerade Verwundete gebracht hat und welche [?] hier entladen werden. Um 18:00 Uhr

geht es wieder weiter. Um 9 Uhr legte ich mich zur Ruhe.

Mittwoch, 28. April

Habe die vergangene Nacht sehr unruhig verbracht, da es ungemütlich kalt war. In dieser Nacht haben wir die Deutsch-Litauische Grenze überfahren. Gegen ½ 8 Uhr wurde ich wach. Ich sah aus dem Wagen. Das Wetter ist gut. Die Landschaft besteht aus Feldern und kleinsten Wäldern. Hier sieht man nur Holzhäuser, selten einen Steinbau. Um 8:15 Uhr laufen wir in den Bahnhof von Kaunas [Kowno]ein. Hier gibt es wieder Verpflegung: Suppe und Kaffee. Um 10:10 Uhr ging es weiter und hatten dann in Wilna (?) mehrere Stunden Aufenthalt. An Verpflegung erhielten wir Brot, Butter, Korned Beafund an MarketenderwareZigaretten und Schnaps. Auch erhielten wir Seife

 

 

(2 Stck. Einheitsseife, 2 Stck. Kernseife und 1 Stck. Rasierseife).

Donnerstag, 29. April

Die letzte Nacht habe ich gut verbracht. Es war die ganze Nacht über Fliegeralarm, wovon wir jedoch nichts gemerkt haben. Gegen 6 Uhr erreichten wir Rositten (Rezetznei, Lettland). Hier erhielten wir ebenfalls warme Verpflegung und Kaffee. An Portionen erhielten wir Brot, Butter und Korned Beaf. Von 9:30 Uhr ging die Fahrt weiter. Rezetzneihat wie überall hier fast nur Holzhäuser. Nur vereinzelt sind Steinbauten vorhanden. Es machte keinen schönen Gesamteindruck. Um 13:05 Uhr erreichten wir Ostrow, wo wir ein paar Minuten Aufenthalt hatten. Hinter lag eine große Kaserne, Es ist nun 15:30 Uhr und befinden uns nun ein gutes Stück in Rußland. Auf einer kleinen Station (?) hatten wir Aufenthalt. Hier erhielten wir wieder warme Verpflegung und Kaffee. Hier sah ich das erste Mal russische Zustände. Die

geht es wieder weiter. Um 9 Uhr legte ich mich zur Ruhe.

Mittwoch, 28. April

Habe die vergangene Nacht sehr unruhig verbracht, da es ungemütlich kalt war. In dieser Nacht haben wir die Deutsch-Litauische Grenze überfahren. Gegen ½ 8 Uhr wurde ich wach. Ich sah aus dem Wagen. Das Wetter ist gut. Die Landschaft besteht aus Feldern und kleinsten Wäldern. Hier sieht man nur Holzhäuser, selten einen Steinbau. Um 8:15 Uhr laufen wir in den Bahnhof von Kaunas [Kowno]ein. Hier gibt es wieder Verpflegung: Suppe und Kaffee. Um 10:10 Uhr ging es weiter und hatten dann in Wilna (?) mehrere Stunden Aufenthalt. An Verpflegung erhielten wir Brot, Butter, Korned Beafund an MarketenderwareZigaretten und Schnaps. Auch erhielten wir Seife

 

 

(2 Stck. Einheitsseife, 2 Stck. Kernseife und 1 Stck. Rasierseife).

Donnerstag, 29. April

Die letzte Nacht habe ich gut verbracht. Es war die ganze Nacht über Fliegeralarm, wovon wir jedoch nichts gemerkt haben. Gegen 6 Uhr erreichten wir Rositten (Rezetznei, Lettland). Hier erhielten wir ebenfalls warme Verpflegung und Kaffee. An Portionen erhielten wir Brot, Butter und Korned Beaf. Von 9:30 Uhr ging die Fahrt weiter. Rezetzneihat wie überall hier fast nur Holzhäuser. Nur vereinzelt sind Steinbauten vorhanden. Es machte keinen schönen Gesamteindruck. Um 13:05 Uhr erreichten wir Ostrow, wo wir ein paar Minuten Aufenthalt hatten. Hinter lag eine große Kaserne, Es ist nun 15:30 Uhr und befinden uns nun ein gutes Stück in Rußland. Auf einer kleinen Station (?) hatten wir Aufenthalt. Hier erhielten wir wieder warme Verpflegung und Kaffee. Hier sah ich das erste Mal russische Zustände. Die

8 Uhr durch marschieren wir durch die Stadt [..] zur Unterkunft. Die Stadt hat auch fast nur Holzhäuser. Häuser aus Stein gibt es nur wenige. Das Pflaster ist sehr schlecht. Die Kirchen sind schon in orientalischen Stil gebaut. Auch ist die Stadt vom Krieg sehr mitgenommen. Alles in allem machte sie einen schmutzigen und verwahrlosten Eindruck. Im Quartier habe ich mich wieder mal ordentlich gewaschen. Wir empfangen für 2 Tage Marschverpflegung: Brot, Butter, Büchsenfleisch und 8 Zigaretten. Nachmittags habe ich nach Hause und an Thea geschrieben. Abends erhielten wir aus Marketenderware Schnaps und Zigaretten. Um 9 Uhr ist Zapfenstreich, da morgen 20 km Marsch mit Gepäck ist.

Sonntag, 1. Mai

Um 5:30 Uhr ist wecken. Wir öffnen die Fenster und staunen, - es hat

 

geschneit. Am 1. Mai hat es hiertatsächlich geschneit. Um 7:15 Uhr marschieren wir ab und kommen um 11:45 in Antelewo [?]an. Unterwegs hatten wir 2 Pausen von je ein paar Minuten. Ich war hundemüde, als wir unser Ziel, Antelewo [?] erreichten. Im Dorf wurden wir in Gruppen in unsere Quartiere gewiesen. Ich wurde mit 15 Mann in ein Haus gewiesen. Es war ordentlich kalt in den Buden und es wurden die Öfen angemacht. Ein Ofenrohr muß wohl nicht in Ordnung gewesen sein und durch Funken, die herum flogen, stand kurzdarauf das Haus in Flammen. In der kurzen Zeit von 2 Stunden war es nur noch ein rauchender Trümmerhaufen. Es war uns noch gelungen, das meiste Gepäck hinaus zu werfen. In letzter Minute sprang ich durchs Fenster hinaus. Einige Kameraden hatten nichts mehr. Sie hatten nur noch das, was sie auf dem Leibe hatten. Da es stark windig war,

bestand die Gefahr, durch die herumfliegenden Funken die noch in der Nähe liegenden Häuser angezündet würden. Doch glücklicherweise passierte nichts weiter. Wir wurden nun in andere Quartiere verteilt. Die Häuser sind auch im schlechten Zustand und sehr primitiv. Es sind fast mehr aus alten Brettern zusammen genagelt. Nur die Außenwände sind aus dicken Brettern. Nach außen hin gehen die Häuser zu noch, doch drinnenherrscht richtige Armut. Meist gibt es nur 2-3 Räume drinnen. Die Zimmereinrichtung ist mehr als primitiv. Es sind meistens außereinem gebauten Steinherd nur die notdürftigsten Gegenstände vorhanden. Die Einwohner sind auch sehr ärmlich gekleidet.Wofürdiese Leute eigentlich kämpfen? Ich weiß es nicht. Um 5 ½ ist Parole. Diesmal mußten

 

wir den noch brennende und schwellenden Trümmerhaufen löschen und etwas aufräumen. Tagsüber hörte man den Geschützdonner von der Front. Um 10 Uhr ist Zapfenstreich. Abends liegt noch Schnee. Um 9:00 Uhr mußten wir zusammen rausund das Feuer das wiederentstanden war, löschen.

Sonntag, 2. Mai

Um 2 Uhr ist wecken. Heute ist Sonntag und es ist empfindlich kalt. In der Nacht bin ich mehrmals wach geworden und habe Jagd auf Ungeziefer gemacht - Zu Hause sitzen sie jetzt wahrscheinlich gemütlich beim Kaffee. Und hier? Ich sitze nun hier in einen verdammten Nest. Wäre doch alles zu Ende und könnte wieder nach Hause. Um 9 - 11:30 Uhr ist Sachen instandsetzen. Um 11 Uhr ist Antreten der Komp. Zur Befehlsübergabe. Wir wurden eingeteilt zum R.474. Einige kommen zu anderen Formationen.Wir erhalten Verpflegung für 3 Tage. Sie ist gut, nur etwas knapp, besonders Brot.

Gegen 4:15 Uhr kommen stürmische Bomber mit Jagdschütz über uns geflogen und haben etwas von hier weg Bomben geworfen. Man konnte die Rauchspitze davon sehen. Das waren die ersten russischen Flugzeuge, die ich gesehen habe. Etwa eine halbe Stunde später sah ich den ersten Luftkampf zwischen zwei deutschen und zwei russischen Jägern. Eine Marschlinie wurde dabei abgeschossen. Ob es eine deutsche oder russische Marschlinie war, konnte man von hier nicht sehen. Habe von 1-3 Uhr Dorfwache Doppelposten.

Montag, 3. Mai

Habe die Nacht gut geschlafen. Um 7 Uhr ist antreten der Komp. Um 9 Uhr nochmals antreten zwecks Einteilung. Ich wurde wie die meisten zum Gren.R.474,2 Btl. 8. Komp., eingeteilt. Schade, daß ich mit den Kameraden Schanz, Müller nun auseinander komme. Wir rücken ab in ein anderes Dorf, welches in

 

 

der Nähe liegt. Wie der Ort heißt, weiß ich nicht. Haben uns nachher eine Bude zurechtgemacht. Haben endlich eine Feldpostnummer (38095e) erhalten. Um ½ 10 lagen wir flach.

Dienstag, 4. Mai

Habe die Nacht schlecht geschlafen, da es sehr kalt war. Trotz zwei Decken habe ich sehr gefroren. Um 7 Uhr war wecken. Gegen 10 Uhr haben wir ein paar Buden zurecht gemacht für rückkehrende Komp. von der Front. Nachmittags ebenfalls nur etwas aufräumen. Sonst kein Dienst, das Wetter ist ziemlich schön. Die Sonne scheint. Es ist nur etwas windig.

Mittwoch, 5. Mai

Heute nur gewöhnlicher Dienst bis 6 Uhr. Sonst nichts besonderes.

Donnerstag, 6. Mai

Heute auch nichts besonderes. Gewöhnlicher Dienst. Um 1 Uhr ist Ansprache des Batallionskommandeurs.

Freitag, 7. Mai, Samstag 8. Mai

An beiden Tagen nichts besonderes.

Sonntag, 9. Mai

Wieder ein Sonntag im Osten. Um 2:30 Uhr ist wecken. Die Sonne scheint schon sehr warm. Meine Gedanken gehen nach der Heimat, nach meinen geliebten Köln. Wie schön ist es doch zu Hause und da muß man hier in einem soelenden Nest sitzen. Ein Trost ist für mich, daß Millionen anderer mein Los teilen. Ich habe die Hoffnung, daß es diesen Sommer hier zu Ende geht und ich im Winter wieder zu Hause bin. Morgens hatten wir Geländedienst. Wir hatten Handgranatwerfer in Verbindung mit Schnell- und Hüftschuß. Gegen 11 Uhr mußten wir umziehen. Wir kommen zugweise zu liegen. Wäre am liebsten auf der alten Bude geblieben, wenn es dort auch etwas kalt war. Unser 2. Zug ist nämlich auf den Dachboden eines anderen Hauses gekommen. Um 1 Uhr gab

 

 

es Verpflegung. Es gab Rotkohl (ohne Kartoffeln) mit etwas Sauce und Fleisch. Als Nachtisch gab es Apfelmus. Um 2 Uhr war Parole und dann ist Feierabend. Abends bin ich in die Sauna gegangen. Die Sauna ist ein kleines Holzhaus mit einem Raum. In einer Ecke steht ein Steinofen. Auf den Ofen wird dann Wasser gegossen, welches sofort verdampft und eine feucht-heiße Luft erzeugt. Nach kurzer Zeit ist man in Schweiß gebadet. Nachher wäscht man sich und spült sich dann mit kaltem Wasser ab. Nachdem ich die Sauna beendet hatte, war mir im Augenblick etwas unwohl, was sich aber nach kurzer Zeit wieder begab. Dann ging ich zum Sanitätsunteroffizier wegen meiner Geschwüre am Hals. Soll morgen zum Arzt. Habe Thea noch einen Brief geschrieben.

Montag, 10. Mai

Um 6 Uhr ist wie üblich wecken. Habe mich beim U.v.D. krank gemeldet. Um 9:30 Uhr bin ich zum Arzt gegangen im nächsten Dorf. Habe meine Geschwüre

und meine Finger, die verletzt waren, verbunden bekommen. Bin Innendienstkranker. Abend habe ich von 10-12 Uhr Ortswache. Sonst nichts besonderes.

Dienstag, 11. Mai

Habe die Nacht gut geschlafen. Die Nacht über hat die Artillerie ordentlich geschossen. Morgens haben wir, da es stark regnet, nur Unterricht. Um 11 Uhr war Pistolenschießen, daß ich auch mitgemacht habe. Habe bei 5 Schuß auch 5 Treffer gehabt. Nachmittags hatten wir Besichtigung durch den Regimentskommandeur Oberst Drange [?].Sonst nichts besonderes.

Sonntag, 16. Mai

Wiederum ein Sonntag in Rußland. Bin bis heute noch Innendienstkranker. Mittwoch sind wir gegen Ruhr geimpft worden.- Morgens habe ich auf der Waffenkammer gearbeitet. Die anderen waren im Gelände. Nach-

 

 

mittags ist dienstfrei. Das Wetter ist ganz schön, nur wie immer etwas windig. Alles ist eintönig hier. Das einzige was man von Sonntagmittag hat, ist das man Ruhe hat.

Freitag, 21. Mai

 

Habe bis heute noch Innendienst gehabt. Bin jetzt wieder soweit hergestellt –Am Montag erhielt ich die erste Post aus der Heimat, von Thea und von zu Hause, worüber ich sehr erfreut war. Endlich mal ein Lebenszeichen von zu Hause, denn seitdem ich von Bonn fort bin, habe ich nichts mehr von zu Hause gehört. Am Dienstag erhielt ich Post von Tante Maria und Onkel Adolf. Am Donnerstag erhielt ich von Thea wieder einen Brief. Dieser Brief war am 10.5. abgestempelt und kam heute (Donnerstag) hier an. Dagegen der Brief, den ich am Montag erhielt, war erst am 11.5. abgestempelt. - Heute

(Freitag) Am Nachmittag kam die Batallionskommandeur und sprach über unseren Einsatz in den nächsten Tagen. Er gab Ratschläge für die, die noch nicht an der Front waren. Es heißt, daß wir Sonntag in Stellung gehen sollen. Das Wetter ist wieder ordentlich kalt, man kann sich bei uns auf den Dachboden kaum aufhalten. Am Morgen ging es einigermaßen.

Samstag, 22. Mai

Am Vormittag Vorbereitung für in Stellung gehen. Unser Gerät mußte um 1 Uhr auf Fliegerwache. Hatte die erste Wache. Das Wetter war heute ganz schön. Während die Komp. zum Varité war, bin ich in die Sauna zum Baden gegangen. Von 16-11 Uhr abends hatte ich Wache im Dorf. Das Wetter ist etwas umgeschlagen. Es regnete auch ein wenig. Gegen 1 Uhr krachte

 

 

es ordentlich in der Gegend.

Sonntag, 23. Mai

Heute hatten wir keinen Dienst. Ich hatte um ½ 5 Uhr morgens die erste Fliegerwache. Der Wind pfiff ordentlich über das Land. Auch war es stark wolkig. Das ist wieder ein Sonntag. Hatte wieder Zeit, über verschiedenes nachzudenken. Wäre wirklich froh wenn alles vorbei wäre, und wäre wieder gesund zu Hause. Um ¼ vor 8 werde ich abgelöst. Um 10 Uhr gehen wir wieder zum Impfen gegen Ruhr. Nachher ist natürlich Mischung der einzelnen Züge. Bin jetzt im 6. Gewehr (2. Zug). Danach ist Mittagessen. Das Essen war heute wirklich gut. Es gab Kartoffeln mit Sauce und Fleisch und Pudding. Am Nachmittag war Verladen der Geräte/ weiß kaum wo ich alle den Kram hintun soll. Habe Brotbeutel voll und Wäsche-

beutel. Um ¼ vor 6 Uhr rückten wir in Stellung. Mit ein paar kurzen Unterbrechungen rückten wir zur Front vor. Am letzten Stück unseres Marsches kamen wir durch eine Stadt, die vom Krieg sehr mitgenommen war. Überall zerstörte oder beschädigte Häuser. Es sah sehr schlimm aus. Die Stadt bestand auch hier, wie üblich, fast nur aus Holzhäusern, verschiedentlich waren auch Steinhäuser zu sehen. Es waren auch Bauten dabei, welche einen sehr guten Eindruck machten. Langsam wurde es dunkel. Unterwegs begann es manchmal zu regnen. Als wir jedoch den letzten Rest unseres Marschweges marschierten, begann der Regen heftiger zu werden, bis es nachher heruntergoß. Eine kurze Strecke vor unserer Stellung entluden wir unser Fahrzeug und begaben uns in unsere Stellung. Es war

 

 

nicht mehr weit, aber ein mühevolles Stück Weg durch den vom Regen aufgeweichten Boden ging es schlitternd und gleitend durch die Dunkelheit vorwärts. Ich hatte mir meine Zeltbahn umgehängt, war aber schon vorher ordentlich naß geworden. Der Weg war zum Verzweifeln. Dunkel, naß, dabei die Lafette auf dem Rücken und in der Hand den Wäschebeutel und meinen Mantel. Alles naß und verdreckt. Auf einmal rums, liege ich der Länge nach in dem Morast. Habe ordentlich geflucht. Überall gingen Leuchtkugeln hoch und beleuchteten das Gelände weithin. Dazwischen Artillerie und Maschinengewehrfeuer. Endlich kamen wir etwa gegen 1 Uhr in unserer Stellung, die von Spaniern besetzt war und die wir ablösen mußten, an. Durch einen Laufgrabenging es in den Bunker, der einen M.G. Stand und einen kleinen Raum als Unterkunft enthielt. Ich setzte mich hinein. Es war mir sehr kalt durch die naßen. Nach-

her, wechselten wir uns ab in Wache halten. Ich hatte von ¼ 4 –1/2 5 Uhr Wache. Dies war meine erste Wache an der Front. Als wir im Bunker ankamen, probierte einer die M.G. aus. Gleich darauf erhielten wir Granatwerferfeuer, das verschiedentlich ganz nah lag. Es ging jedoch alles gut. Kurz vor unserem Abmarsch erhielt ich noch Post von Thea.

Montag, den 24. Mai

Der Tag verlief im allgemeinen ruhig. Vereinzelt schoß eigene und feindliche Artillerie über uns hinweg. Auch fielen einzelne Gewehrschüsse. Am Nachmittag war das Schießen etwas lebhafter. Es schien so, als ob Scharfschützen in Tätigkeit getreten waren. Ich habe immer erst mal meine Klamotten etwas in Ordnung gebracht. Danach habe ich zwei Briefe, an Thea und nach Hause. Die Briefe habe ich im Bunker bei Kerzenlicht auf den Knien geschrieben. Als Unter-

 

 

lage diente ein Notizbuch. Hierauf legte ich mich etwas nieder, da ich nicht viel geschlafen hatte. Gegen 10:30 Uhr wurde ich geweckt. Ich gehe mit einen Kameraden zum Essen und Portionenempfang. Die anderen beziehen Posten. An der Stelle, wo wir Verpflegung empfangen, müssen wir noch etwa 1 ½ Std. warten bis der Verpflegungswagen kommt. Es ist ziemlich kühl. Von allen Seiten knattern die Maschinengewehre. Verschiedentlich zischen die Kugeln mehr oder weniger über unsere Köpfe hinweg. Auch die Artillerie funkte uns ordentlich dazwischen. Auf einmal mitten im Knattern der M.G.-Gewehre sind Artillerieabschüsse – Musik. Ja, Musik. Der Ivan gab danach eine Propagandaansprache in Spanisch. Nach der Beendigung wieder eine Schallplatte. Nur, etwas Abwechslung. Endlich kommt Verpflegung. Es wird schon langsam hell, als wir wieder schlitternd, gleitend durch den Morast und dann wieder in den Grabenzu un-

serm Bunker ankommen.

Dienstag, den 25. Mai

Es ist etwa 1:15 Uhr, als wir vom Essen holen zurückkommen. Wir essen nur die Suppe, die ganz gut schmeckte, besonders da wir schon Kohldampf hatten. Dann lösen wir die Posten ab. Hierauf stehe ich eine Stunde Posten und alles ist mit einem Gang wie die Tage vorher. Gegen 2:15 Uhr, funkte unsere Ari Salve auf Salve zum Ivan herüber, daß die Erdfontänen noch aufspritzen. Der Ivan gibt natürlich Antwort. Die Luft zittert von den Abschüssen und (und die Erde bebt) und krepieren der Granaten. Hie und da flackert etwas M.G. Feuer auf um dann nach kurzen Feuerstößen wieder abzuebben. Ein Kamerad hat etwas Pudding gemacht, der gar nicht besonders schlecht schmeckt. Bis Mittag habe ich dann ausgeschlafen. Der Nachmittag verlief ohne besondere Ereignisse. Gegen 10:30 Uhr abends gingen zwei Mann vor,

 

 

um Essen zu holen. Wir anderen bezogen unsere Posten. Von beiden Seiten war ordentlich Knallerei. Mehrmals funkte der Ivan mit seinen Granatwerfern herüber. Gegen 11 Uhr und nachher gegen 12 Uhr gab der Russe wieder Ansprachenin Spanisch durch seine Lautsprecher zu uns herüber. Am Anfang und Ende dieser Propagandareden spielten wir Schallplattenmusik. Der Lautsprecher stand mir direkt gegenüber. Das einzige Gute an diesem Standort war die Musik, die eine Abwechslung auf den Posten war. * Nachher löste mich der Kamerad, der mit Essen holen vor uns schon gegessen hatte auf meinen Posten ab. Auf einmal zischten Kugeln dicht über unseren Köpfen über die Deckung hinweg. Wahrscheinlich hatten sie unsere Köpfe gesehen. Dies war mein zweiter Tag an der Front. *Der Russe scheint, da er in Spanisch herüber spricht, nicht zu wissen, das wir diese Abgelöst haben.

Mittwoch, 26. Mai

Nachdem ich gegessen hatte, schlief ich bis 7 Uhr, worauf ich Posten stehen mußte. Der Vormittag verlief sehr

ruhig. Ich rasierte und wusch mich mal zum erstenmal seit Sonntag wieder. Es war ein schönes Gefühl mal wieder sauber zu sein. Jetzt, während meiner Wache, betrachte ich wie immer durchs Fernglas das vor uns liegende Gelände. In etwa 600 m Entfernung hat der Ivan seine Laufgräben und Bunker. Dahinter noch welche, zwischen den Bunkern legen mehrere zerschossene Panzer. Nicht weit hinter den Stellungen der Russen liegt eine Stadt, die man gut sehen kann. Mehrere Fabriken stehen ausgebrannt oder von Artillerie zertrümmert da. Nur die Schornsteine stehen noch da. Durchs Fernglas, oft auch mit bloßen Auge kann man die Russen umher laufen sehen. Am Nachmittag und Abend keine besonderen Ereignisse. Das Wetter war heute ganz gut.

Donnerstag, 27. Mai

Das Wetter war heute sehr schön. Die Sonne schien warm herunter. Am Vormittag war alles ruhig. Am Nachmittag

 

 

brausten mehrere deutsche und russische Flieger über uns hinweg auf die russischen Stellungen zu. Ein Russe stürzte zerkracht ab. Gleich darauf sieht man einen Fallschirm. Ein Besatzungsmitglied hatte sich durch Absprung gerettet. Nachher schoß der Russe mit Ratsch-Bummin unsere Stellungen. Dabei schossen sie einen M.G.Stand kaputt. Sonst ereignete sich nichts mehr besonderes.

Freitag, 28. Mai

Bis ¼ nach 1 Uhr nachts stand ich auf Posten. Ein Kamerad brachte mir drei Briefe, einen von Mutter, von Minna und Thea. Das war meine erste Post, die ich in der Stellung erhielt. Den ganzen Tag über war es ruhig. Nachmittags kam ein Unteroffizier, der erzählte, in den Zeitungen hätte gestanden, daß Stalin seine Weltherrschaftspläne aufgegeben hätte und sich nur noch auf Rußland beziehen sollten. Ob das ein Schritt zum Frieden ist? Es wäre ja wünschenswert, wenn es zu Friedensverhandlungen käme und dadurch der Krieg ein Ende nehmen würde. Wollte Gott, es wäre so, die ganze Welt würde aufatmen. Hoffentlich ist bald der Krieg zu Ende. Hoffentlich!

Samstag, 29. Mai

Heute ist das Wetter sehr schlecht. Es ist sehr kühl und viel Regen. In der M.G. Stellung muß man den Marsch vorziehen, sonst friert man ordentlich. Außer meinen Wachen habe ich den ganzen Vormittag geschlafen. Wir haben in unserer Behausung den ganzen Tag den Ofen geheizt. Alles saß oder lag im Bunker. Tagsüber war es ziemlich ruhig. Bei der Post hatte ich drei Briefe, zwei von Thea und einen von Gretchen. Hat mich sehr gefreut. Auch von Heinz (Werding)erhielt ich eine Karte von zu Hause. Er hat 6 Tage Urlaub, sonst war nichts besonderes los.

Sonntag, 30. Mai

Heute ist wieder Sonntag. Er unterscheidet sich hier nicht von irgendeinen Wochentag. Das Wetter ist schön. Nur ein kühler Wind weht, gegen Mittag ist es einigermaßen warm. Am Morgen habe ich mich

 

 

mal wieder seit einigen Tagen gewaschen und rasiert. Sonst habe ich draußen im Garten in der Sonne gesessen. Den Tag über war es hier ruhig. Nur vereinzelt fielen Schüsse. Obschon die Stellung verhältnismäßig ruhig ist, ist doch alles Mist. Man liegt hier und döst in den Tag hinein. Wie schön könnte man es zu Hause haben, Radio, Kino oder sonst eine Unterhaltung. Ich wünschte es wäre mal glücklich alles vorbei. Aber wann, wie lange noch mag dauern, bis der Krieg vorbei ist? Hoffe doch, daß er Ende diesen Sommer vorbei ist. Hoffentlich! Könnte ich dann wenigstens im Winter wieder zu Hause sein! Na, so schwer es fällt, man muß abwarten. - Gegen Abend wurde das Feuer lebhafter. Heute gingen wir zu drei Mann Verpflegung empfangen, da es für drei Tage kalte Verpflegung gab.

Montag, den 31. Mai

Nachdem wir drei Mann, die die Verpflegung geholt hatten, gegessen hatten, lösten wir die anderen Posten ab. Ich löste den Posten in der M.G. Stellung ab.

Anschließend übernahm ich von 2-3 Uhr den üblichen ersten Posten. Gegen ½ 3Uhr kam ein Kamerad und übergab mir mehrere für mich angekommene Post. Es waren zwei Briefe von Thea und ein Paket von Mutter. Ich war wirklich sehr erfreut darüber. Um 3 Uhr wurde ich abgelöst, worauf ich mich niederlegte. Auf einmal, gegen 4 Uhr, schoß der Russe mit Pak auf unsere Bunkerstellung. Wir heraus. Ich war noch zurückgeblieben während die anderen zur Grabendeckung rückten. Die Einschläge lagen ziemlich dicht um die Stellung herum. Ich drückte mich fest an die Wand. Da, auf einmal sauste es neben der M.G. Stellung durch die Decke, worin ein Loch gerissen wurde und mehrere Bretter an der Wand losgerissen wurden. Ich lag kaum 3m davon entfernt. Noch nach einigen Schüssen verstummte das Feuer und ich benützte die Gelegenheitauch im groben Deckung zu suchen. Aber es erübrigte sich, da es zu Ende war. Ich hatte mehrmals versucht zu verschwinden, aber jedes mal, wenn

 

 

ich fort wollte, gab es neuen Zunder. Nachher feuerten noch Granatwerfer zu uns herüber, aber mehr nach rechts hin. Das waren einige aufregende Minuten. * (Die ganze Nacht über war starke Feindtätigkeit. Das waren wir gar nicht gewohnt.) Na, der Montag, fing ja gut an. Hoffentlich bleibt es dabei! Das Wetter ist wirklich sehr schön. Der Vor- und Nachmittag verlief ziemlich ruhig. Gegen Abend schoß er mit Granatwerfern um unsere Stellung herum. Als es uns zu gefährlich wurde, suchten wir einen Bunker, der ganz in der Nähe war und ziemlich sicher war, auf, bis der Feuerüberfall vorüber war. Um ½ 11 Uhr wachte ich mit einem Kameraden an M.G.

Dienstag, 1. Juni

Mit der Post bekam ich 1 Illustrierte und eine Zeitung von Thea, wofür ich ihr sehr dankbar war. Die Nacht wieder etwas mühselig, doch es ging. Gegen 3 Uhr schoß der Russe wieder mit Pak (Ratsch-Bumm), jedoch etwas links von uns auf das dort liegende M.G.. Den Tag über war

es ziemlich ruhig. Habe fast den ganzen Tag geschlafen. Gegen ½ 9 (21) Uhr schoß er wieder mit Granatwerfern herüber. Die Einschläge lagen ziemlich in unserer Nähe, sodaß wir den in unserer Nähe liegenden Bunker aufsuchten, wo wir einigermaßen sicher waren. Um ½ 11 Uhr bezogen wir unsere Posten.

Mittwoch, den 2. Juni

Die vergangene Nacht war ziemlich toll. Ich saß mit einem Kameraden am M.G., ziemlich lebhaftes Feuer. Gegen 12 Uhr durch schoß der Russe mit Granatwerfern herüber. Es krachte nur so in der Gegend herum. Der Pulvergeruch war in unseren Stand zu riechen. Wir hockten uns ganz tief auf den Boden. Waren verdammt froh, als es nachließ. Wir stierten in das Gelände, denn die Nacht war ziemlich dunkel, da es wolkiges Wetter war. Da zu befürchten war, daß der Russe etwas unternehme, schossen wir einige Leuchtkugeln ab. Um 3 Uhr legten wir uns flach. Kurz danach schoß der Russe wieder mit Granatwerfern. Die

 

 

Einschläge lagen jedoch etwas abseits. Um 7 Uhr löste ich den Posten ab. Die russische Arifunkte ordentlich herüber, ebenso die unsere. Die Erde bebte und die Luft zitterte von den Einschlägen. Sonst war es den Tag über verhältnismäßig ruhig. Abends gingen wir zu drei Kameraden Essen holen. Wir erhielten Verpflegung für 4 Tage. Das Essenholen ist auch ein uns gemütlicher Gang. Von allen Seiten pfiffen einem die Kugeln um den Kopf herum. Bisher ist alles gut gegangen.

Donnerstag, 3. Juni

Nachdem wir gegessen hatten, lösten wir die Posten ab. Ich ging wieder ans M.G., gegen 1 Uhr kam Alarm. Alles erhöhte Aufmerksamkeit. Der Russe griff hinter vor unserer Stellung an. Es gab auf unserer Seite drei Verwundete. Nachher wurde beobachtet, daß der Russe Truppen ablud. Die Artillerie funkte dazwischen. Eine Wirkung konnte nicht beobachtet werden. Während diesen Angriffes schoß der Ivan mit Granatwerfern herüber. Danach wurde es ruhiger. Am Vormittag,

nachdem ich meine Wache gewacht hatte, rasierte und wusch ich mich mal wieder seit Sonntag. Es war auch höchste Zeit. Ich sah schön aus. Das kommt wegen dem Wassermangel. Wir haben nur zwei kleine Gefäße und das Wasser holen wir aus einen Loch in der Nähe. Dies liegt jedoch offen, sodaß wir nur des Nachts Wasser holen können. Am Tage ist es gefährlich, da der Ivan dann herüber schießt. Heute tanzen wieder die Mücken in der Gegend herum. Ich habe alles [voll] Stiche, besonders auf den Händen und Armen. Das Wetter ist in den letzten Tagen ganz gut. Die Nacht war gegen die letzte ziemlich hell. Heute erhielt ich zwei Briefe von Mutter und einen von Thea. War wirklich sehr erfreut darüber. Den Tag über war es ziemlich ruhig. Abends bezogen wir bei Regen in der Dunkelheit wie üblich unsere Posten. 1) Siehe [???]

Freitag, 4. Juni 1943

Die Nacht war heute nicht so schön wie die letzten. MehrereMaleschoß der Ivan mit der Pak/Ratsch-Bumm

 

 

herüber. Ich sah von meinen Posten aus deutlich das Mündungsfeuer. Wie erzählt wird, haben die 2 Pferde und mehrere Mann getötet. Auf der in der Nähe von uns gelegenen Straße luden Pioniere Minen ab, wobei sie dann getroffen wurden. Den ganzen Tag über war es auch verhältnismäßig ruhig. Abends zog ich von M.G. auf Posten.

Samstag, 5. Juni

Gegen 12 Uhr durch in der vergangenen Nacht mußte ich mit zwei Mann Munition von der Plane holen. Dabei kamen wir auch an den beiden toten Pferden vorbei. Man hatte schon verschiedene Stücke von ihnen herunter geschnitten. Auf dem Rückweg beeilten wir uns etwas, damit wir über die Straße, die an unseren Graben in der Nähe vorbeiführte, hinwegkamen, denn der Russe beschoß des öfteren diese Stelle an der Straße. Die Kisten waren ordentlich schwer und wir schwitzten kolossal. Wir hatten nur Glück gehabt. Es war nämlich gut, daß wir uns beeilten, denn kaum hatten wir unsere Gräben erreicht, beschoß der Russe wieder die Straße mit Granatwerfern. Gott hatte uns beschützt. Die Nacht verlief auch ziemlich ruhig. Das

Wetter ist heute sehr warm. Bis nachmittags habe ich in meiner freien Zeit geschlafen. War noch ordentlich müde. Auch der übrige Teil des Tages verlief ruhig.

Sonntag, 6. Juni

Heute ist wieder Sonntag. Man merkt zwar hier nichts davon. Denn hier ist ja jeder Tag wie der andere. Wäre doch der Krieg endlich mal zu Ende. Es sehnt sich aber auch alles nach einem baldigen Ende. Ich erhielt 4 Briefe. Einen von zu Hause, einen von Tante Maria und 2 von Thea. Ich war platt, den Thea schrieb mir, daß Minna und Willi wieder Schluß hätten und also mit der Hochzeit nichts wäre. Doch Mutter schrieb mir in ihrem Brief, denselben Tag datiert, daß bald Hochzeit wäre und auch sie schon eine Wohnung hätten. Was ist nun eigentlich los? Na, abwarten.- gegen 2:45 Uhr schoß unsere Ari Granate auf Granate in die russischen Stellungen. Erdfontänen (150 Granaten) spritzten in die Höhe und die Erde erbebte. So ging das mit kurzen Feuerpausen bis gegen 3:30 Uhr, dann war es ziemlich ruhig. Am Morgen war es etwas ruhig und es regnete auch weniger. Nachher klärte es sich auf

 

 

und den Tag über war das Wetter ganz gut. Auch sonst den Tag über war es ruhig. * Gegen Abend schoß unsere Ariwieder einige Salven zum Ivan hin. Kurz nach 10 Uhr schoß der Russe wieder mit der Ratsch-Bumm in unsere Nähe. Die Geschosse zischten über uns hinweg, sodaß es etwas ungemütlich wurde und wir uns verdufteten in den in unserer Nähe liegenden Bunker. Dann zogen wir auf Wache. Es kam der Befehl: Alarmzustand. Gleich darauf: Erhöhte Aufmerksamkeit! Der Ivan greift mit einem Stoßtrupp in Stärke von etwa 40 Mann an. Wir haben jedoch nichts gesehen und gehört. Unsere Ari schoß mehrmals hinüber. Die ersten beiden Schüsse lagen in unseren eigenen Gräben, richteten jedoch keinen Schaden an.

Montag, 7. Juni

Der Morgen war wolkig und es regnete auch etwas. Gegen 3 Uhr legten wir uns schlafen. Doch die Mücken ließen einen nicht schlafen. Ich stand auf und musterte sie aus. Mit der Post hatte ich einen Brief von Thea erhalten. Darin werde ich gewahr, daß Vater arbeitet als Nachtwächter. Na, endlich! Der Tag verlief auch ziemlich ruhig. Gegen 11 Uhr gingen wir Munition holen. Es war jedoch nur wenig da! Es war sehr neblig. Auf den Rückwege mußten wir uns flach legen,

* Nachmittags bekamen wir jeder 1 ½ Flaschen Bier, was ganz gut schmeckte.

denn M.G. Salvenpfiffen dicht über unsere Köpfe weg. Der Essenholerkam hinterher, sodaß ich sofort Essen konnte, danach löste ich den einen Posten ab. Durch die Schießscharte konnte man höchstens einen Meter weit sehen, so dicht lag der Nebel. Ob Ivan diese Nacht kommt? Es lief wieder die Parole, daß wir am 22.6abgelöstund noch Züge kommen sollten und von dort nach Frankreich. Die 254. Division sollte ganz aus den Osten herausgezogen werden. Hoffentlich!

Dienstag, 8. Juni

Die Nacht verlief verhältnismäßig ruhig. Der Nebel hing dick über den Stellungen. Erst gegen 5 Uhr durch wich der Nebel etwas und etwas später ½ Stunde konnte man die russischen Stellungen wieder erkennen. Der Russe hatte jedoch nichts unternommen. Gegen 9 Uhr schoß Ivan wieder mit Granatwerfer herüber, ganz nahe vonunserer Stellung. Wir feuertenschnell ab. Sonst war der Vormittag ruhig. Auch am Nachmittag und Abend war es ziemlich still. Das Wetter war heute sehr gut.

Mittwoch, 9. Juni

Die Nacht verlief ziemlich ruhig. Als Post erhielt [ich] 9Paketchen von Thea, worüber ich sehr erfreut war. Gegen 2:30 Uhr überflogen zwei Flieger, Jäger und Bomber unsere Stellungen. Alles knallte nur mit Gewehren wild

 

 

drauf los. Nach kurzer Zeit kamen die Maschinen wieder in kleinen Gruppen zurück. Die Knallerei nach ihnen fing von vorne an. Das war ein Gewitter wie auf einen Schützenfeld. Der Tag verlief ziemlich ruhig. Heute machte Ivan wieder seine Propaganda mittels Lautsprecher. Diesmal in deutscher Sprache. Habe aber kein Wort verstanden wegen der Infanterie.

Donnerstag, 10. Juni

Die Nacht war sehr hell und verlief auch sehr ruhig. Nur gegen 2:30 Uhr und 3:20 Uhr schoß er mit der Pak herüber. Aber das ist schon die übliche Morgenbegrüßung. Das Wetter ist auch heute sehr schön. Der Tag verlief ziemlich ruhig. Am Abend gab Ivan wieder deutsche Propaganda durch. Habe heute morgen 2 Briefe erhalten von Mutter und Thea.

Freitag, 11. Juni

Das Wetter war heute sehr schön. Der Tag verlief verhältnismäßig ruhig.

Samstag, 12. Juni

War mit einem Kameraden, nachdem ich Essen geholt und zusammen gegessen

hatte, am M.G. Stand auf Posten gezogen, gegen 1 Uhr befeuerteuns der Ivan plötzlich mit Granatwerfern. Es funkte ordentlich in der Gegend herum. Als es zu toll wurde, lösten wir ab und suchten im Bunker der Melder Schutz. Unser Gewehrfahrer erhielt von einer Granate, die in seiner Nähe einschlug, einen kleinen Splitter in den Arm. Es ist noch ziemlich gut gegangen. Sonst verlief auch dieser Tag ruhig.

Sonntag, 13. Juni (Pfingsten)

Wieder haben wir eine Woche vorbei. Wieder ist Sonntag-Pfingstsonntag. Das Wetter ist schön. Könnte man da nicht zu Hause sein. Ach es ist alles ein Elend. Man darf gar nicht darüber nachdenken. Was liegt noch vor uns? Ist es bald zu Ende? Nun, Gott wird alles zum Guten lenken, diese Hoffnung habe ich! Am Nachmittag zog ein Gewitter auf, wodurch das Wetter einen Aufschwung bekam. Sonst verlief der Tag sehr ruhig. Heute abend gab es Kartoffeln mit Sauce, Frikadellen und Pudding. Als Marketenderware gab es Schnaps und Zigaretten. Mit Zigaretten war ich abgebrannt. Ich

 

 

bekam ein paar von den V.B., welche in dem Bunker in unserer Nähe lagen.

Montag, 14. Juni (Pfingstmontag)

Heute ist sehr schlechtes Wetter mit viel Regen. Es ist sehr ungemütlich. Man bekommt dabei Sehnsucht nach Deutschland, nach zu Hause. Wäre es doch mal soweit, daß es abging zur Heimat. Heute bekam ich einen Brief von Mutter. Sie teilte mir darin mit, daß Minna wieder mit Willi auseinander ist. Und das kurz vor der Hochzeit. Alles mußte er wieder rückgängig machen. Der Bursche hat bestimmt einen Vogel. Gestern abend kam ein Kamerad, ein Berliner (Fütterer), in unsere Gruppe. Er war, als wir noch im Dorf lagen, in Urlaub gefahren. Er kam als Ersatz für Rebber. Fütterer erzählte, daß in Frankreich viele Truppen zusammen gezogen wurden. Auch die Japaner seien da. Ob es gegen England geht? Oder gegen Rußland? Hoffentlich geschieht etwas an einer der beiden Fronten und [wir] siegen dabei. Ob ich dann das Glück habe, im Winter

wieder zu Hause zu sein! Hoffentlich! Gott wird mir wohl gnädig sein. Was wäre es ein Glück für mich, wenn es hieße, es geht wieder in die Heimat, wieder nach Hause. Das wäre der schönste Tag meines Lebens. Der Tag verlief auch ruhig. Bei der Verpflegung erhielten wir zusätzlich 4 Apfelsinen.

Dienstag, 15. Juni

Die Nacht verlief wie auch der Tag ziemlich ruhig. Ich erhielt einen Brief von Mutter, der mich wirklich erfreut hat. Wäre es doch mal wieder soweit, daß ich nach Hause könnte, wie wäre ich glücklich. Das Wetter ist wolkig und kühl. Die Gräben stehen mehrfach unter Wasser.

Mittwoch, 16. Juni

In der Nacht war es sehr unruhig. Überall volle Schießerei. Mußte mit einem Kameraden und noch 2 Mann von der Reservegruppe Munition holen. Wir hatten einen Karren beladen und mußten aber unterwegs halb abladen, da er zusammen zu krachen drohte. Die Kugeln der M.G.‘s pfiffen an uns

 

 

vorbei. War froh, als wir wieder zurück waren. An Post erhielt ich drei Briefe, von Thea, Mutter und Lieschen. Der Tag ist wieder wolkig und sehr kühl. Den ganzen Tag schoß die russ. Ari in unsere Stellungen.

Donnerstag, 17. Juni

Die Nacht verlief verhältnismäßig ruhig. Gegen Morgen setzte die russ. Ari wieder ein. Die Brocken flogen nur so durch die Luft. Das Wetter geht einigermaßen, nur ist es etwas windig, auch den ganzen Tag über schoß die russ. Ari Es waren ziemlich schwere Kaliber. Die Erde bebte unter den Einschlägen. Ein Volltreffer traf einen Bunker, in dem sich ein Melder befand, der natürlichsofort tot war. Gegen Abend war ich mal am Schießerrohr. Da sah ich jedesmal, wenn die Geschütze schossen. Gleich darauf hörte man den Abschuß und dann das Dösen der Granate durch die Luft. Hierauf erfolgte dann der Einschlag. Abends mußte ich Essen holen mit einem Kameraden. Es war ziemlich hell. Auf den Rückweg hörten wir die Abschüsse der Granatwerfer. Sie schossen mehrere Feuerüberfälle. Nachdem wir bald die Straße erreicht hatten, kam wieder ein solcher Feuerüberfall. Gleich, darauf hörten wir, das einer links von uns fürchterlich schrie. Wahrscheinlich war jemand schwer verletzt worden. Damit

wir ruhig Essen konnten, setzten wir uns in den Meldebunker. Darauf löste ich einen Kameraden auf Posten ab. Vom Essen holen hatten wir Brot mitgebracht. Ich hatte ein Paketchen von Mutter dabei, zwei Briefe von Thea und eine Karte von Heinz. Das Paketchen enthielt die beiden Bücher, die ich erwartete und verschiedene sehr leckere Sachen. Es hat mich wirklich sehr gefreut, werde Mutter das nie vergessen.

Freitag, 18. Juni

Der Russe gab wieder seine Propaganda in deutscher Sprache durch. Konnte jedoch fast nichts verstehen. Die Nacht verlief verhältnismäßig ruhig. Nach 2 Uhr, als wir uns schlafen legen, schoß der Russe wieder mit seiner Ari und Ratsch-Bumm herüber, jedoch wieder mehr nach links. Das Feuer war jedoch nicht so hell wie gestern. Den Tag über war es ziemlich ruhig.

Samstag, 19. Juni

Die Nacht verlief ziemlich ruhig. Auch heute Nacht gab der Russe wieder seine

 

 

Propaganda in Deutsch. Von 8-9 Uhr hatte ich Posten. Alles war ruhig. Doch gegen 8:45 Uhr setzte plötzlich rechts von uns ein Feuerregen von Granatwerfern ein, auch bei uns im Abschnitt schoß er mit Ratsch-Bumm, doch nur wenige Schüsse. Bei der 6. Komp., die ziemlich rechts von uns lag, hatte der Russe angegriffen und war auch in unsere Gräben eingedrungen, wurde jedoch im Gegenstoß wieder herausgeworfen. Die Ballerei dauerte etwa bis gegen 9:30 Uhr durch. Um 10:00 Uhr habe ich mich wieder schlafen gelegt. Doch um 11 Uhr erschütterten Granaten unseren Bunker, sodaß wir es für nötig fanden, zu verschwinden. Wir waren gerade aufgestanden, da kam unser Zugführer und forderte uns auf, aufzustehen.Der Ivan schoß gerade in unseren Abschnitt. Wir laufen ab nach rechts. Das Feuer dauerte etwa bis 12 Uhr, da wurde es etwas ruhig. Wir gingen zurück und fanden noch alles heil vor. Wir begaben uns nun ans Frühstücken. Wir waren gerade fertig und ich wollte mich gerade waschen, da sauste wieder eine Granate über uns hinweg und schlug nicht weit von uns entfernt ein. Es war ein Blindgänger. Wir warteten noch etwas, ob der Ivan das Feuer fortsetzte. Tatsächlich, etwas später zischte wieder eine Granate über

uns hinweg und explodierte mit lauten Krachen. Dann war es Zeit, abzuhauen.Wir schnappten unsere Sachen und machten uns aus dem Staub wieder nach rechts herüber. Zwei Kameraden, die sich gerade waschen, werfen sich alles über den Armund verdufteten ebenfalls. Es war ein Bild zum Lachen, trotz des Ernstes der Situation. Das Feuer hielt nun an bis gegen 3 Uhr. Da zogen wir wieder zurück. Zwischendurch dem Feuer des Ivan schoß unsere Ari etwas. Wenn die Granaten einschlugen, gab es furchtbare Erschütterungen, die Luft erzitterte und die Erde bebte. Trotzdem wir in ziemlicher Entfernung von den Einschlägen waren, merkte man, wie die Erde bebte. Hoher Qualm und Erdfontänen spritzten hoch. Die Splitter sausten bis über uns hinweg. Ein Splitter war genau auf die Stelle geschlagen, wo ich morgens gesessen hatte und wo ich die Beine stehen hatte. Ich fasste den Splitter an, er war noch ganz heiß. Unsere Bude war wiederum heilgeblieben. Aber der Graben zwischen uns und den Zuggefechtsleuten ist ganz zugeschüttet von den Granaten.

 

 

Bei dem Granatfeuer am Morgen hatten sie den Bunker von den Granatwerfern, die ziemlich rechts lagen, und wo sie auch hinfeuerten, getroffen. Einer war gut heraus gekommen. Er hatte Balken und Dreck über den Leib bekommen. Er hatte nur eine leichte Prellung an der Schulter. Er kam heraus in Hose, Hemd, Stahlhelm und einen Stiefel, der andere saß im Dreck fest und er konnte ihn nicht herausziehen. So mußte er ihn stecken lassen und auf den Barfuß laufen. Mehrere Mann waren noch verschüttet. Einen haben sie etwas später geborgen. Er hatte Gehirnerschütterung und noch eine kleine Verletzung. (Die anderen zwei Mann waren tot) Kamerad Fütterer, der Berliner, hatte den ganzen Tag Strafwache, je 2 Std. Wache, 2. Std. Ruhe, weil er gestern abend schlafend auf Posten angetroffen worden war. Der heutige Tag verlief ziemlich ruhig. Ivan schien sich ausgetobt zu haben. Das Wetter war heute sehr schön.

Sonntag, 20. Juni

Die Nacht verlief ziemlich ruhig. Mit der Post erhielt ich Briefe, einen von Thea vom 7.6. und einen von zu Hause ebenfalls vom 7.6. Unsere Ari schoß diese Nacht so hinüber zum Ivan, daß es nur

so knallte. Heute habe ich mich seit Dienstag wieder das erste Mal rasiert und gewaschen. Manchmal hat man keine Zeit dafür, z.B. gestern wo wir öfters ausrücken mußten vor der russ. Ari Manchmal ist man tatsächlich zu faul dafür. Wäre man doch mal wieder zu Hause! Habe manchmal richtig Heimweh. Wie lange mag das noch dauern, bis es wieder zur Heimat geht. Hoffentlich, so Gott will, nicht mehr lange. Sonst verlief der Tag ruhig.

Montag, 21. Juni

Gegen 4:30 Uhr schoß der Ivan mit seiner Ratsch-Bumm herüber, aber mehr rechts herüber. Hierbei schoß er 2 M.G. Stände kaputt. Außer einigen sonstigen kleinen Schießereien verlief der Tag ziemlich ruhig. Das Wetter ist schön.

Dienstag, 22. Juni

Die Nacht war ziemlich ruhig verlaufen. Ich hatte heute den 1. Posten von 2-3 Uhr. Wir lagen gerade flach, begann Ivan ein helles Feuer. Mit Granatwerfern, Pak und M.G´s schoß er wie verrückt herüber. Wir sprangen natürlich sofort weg, wussten aber im Augenblick nicht, was los war, greift Ivan an. Genau

 

 

war jedoch nichts zu sehen. Wir hatten unsere Stände besetzt. Kurz nach 4 Uhr gingen wir weiter schlafen. Gegen 3:20 Uhr fing ausrücken an und funkte ordentlich in die russ. Stellungen. Die ersten Schüsse lagen jedoch so kurz vor unseren eigenen Gräben, daß wir es für nötig fanden, von der [...] zu gehen. Nachher sausen sie gut. Es ist ein schönes Gefühl, wenn man die Granaten herumdüsen hört und merkt, daß sie ganz dicht bei einem einschlagen.Unsere Ari funkte noch mehrmals zum Ivan herüber. Sonst verlief der Tag ruhig. Das Wetter war ganz schön. Nur gegen Mittag zogen sich die Wolken etwas zusammen, sodaß es aussah als gäbe es ein Gewitter. Ich hatte mich draußen hingelegt, da fing es etwas an zu regnen, so daß ich mich wieder drinnen niederlegen mußte.

Mittwoch, 23. Juni

Die Nacht verlief sehr ruhig. Gegen 4 Uhr schoß der Ivan wieder mit einer Ratsch-Bumm herüber, rechts von uns. Wahrscheinlich hatte er es auf ein M.G. Stand abgesehen. Heute bekamen wir Geld (61 Mk.) 15 Mk zuzgl.[?] für [?]) Wir bekamen heute als Gewehrführer, Peters, da der Ob.Gefr. Ritter, der an einem Lehrgang teilgenommen hatte und Unteroffizier geworden war, dessen Gewehr übernommen hatte. War

froh, daß wir ihn nicht bekommen haben. Hörte, daß uns gegenüber ein Strafbatallion liegen soll. Dies sollen 2 Gefangene ausgesagt haben, die von der 6. Komp. gefangen genommen wurden. Bestätigt wurden die Aussagen durch Papiere von Russen, die vor unseren Graben tot lagen. Das Wetter war heute schön. Im allgemeinen verlief der Tag ruhig.

Donnerstag, 24. Juni

Die Nacht verlief ziemlich ruhig. Bekam Post von Thea. Das Wetter war gut bis gegen Mittag, dann kam ein Gewitter auf und danach blieb es auch wolkig. Der Tag verlief ziemlich ruhig.

Freitag, den 25. Juni

Die Nacht war ziemlich dunkel, aber es ereignete sich nichts. Unsere Ari schoß gegen 3:30 Uhr noch ordentlich herüber. Erhielt von Mutter ein Paket, worüber ich sehr erfreut war. Ebenfalls erhielt von Thea zwei Briefe, einen mit einer schönen Karte. Den Tag über war schlechtes Wetter. Viel Regen. Den Tag über war ziemlich beiderseitige Artillerietätigkeit. Abends beim Essen holen wurde Fütterer verwundet (Durchschuß durch Fuß). Auch waren zwei Ivans übergelaufen von der Artillerie. Hatten etwa 22 km zurückgelegt.

 

 

Samstag, 26. Juni

Die Nacht verlief ziemlich ruhig. Erhielt einen Brief von Thea. Gegen 2 Uhr wurde ich geweckt. Der Zugmelder sagte mir, ich solle mich sofort mit einzelnen Sachen fertig machen und auf den Zuggefechtsstand melden. Gegen 4 Uhr war ich dort. Der Leutnant fand es reichlich lange, bis ich mich fertig gemacht hatte. Dann zog ich mit einen Melder los. Es ging über die freie Plane, durch Gräben, die hoch voll Wasser standen. Mein linker Fuß war patsch naß. Wir meldeten uns auf dem Komp.-Gefechts.Std. Ich wurde zur Reserve Gruppe geschickt, die in der Nähe war. Der Weg war sehr schrecklich zum Komp.Gfr.Stand. Die Reserve Gruppe hatte große Ausfälle. Sie waren erst mit 25 Mann und hatten bis jetzt schon 3 Tote und 11 Verwundete.Ich brauchte bis zum Abend nichts zu tun. Der Bunker war sehr windig und viel Wasser drin. Hier traf ich noch auf 2 Kölner, einer aus der Kartäusergasse und einer aus Kalk. Abends ging ich mit einem Kameraden Essen holen. Wir mußten fast den ganzen Weg zurücklegen, den wir Mittags gekommen waren. Das Essen wurde etwas weiter ausgegeben, als wo wir von der Kompanie holten. Ich holte mir zwischendurch schnell meine Gummistiefel und Zeltbahn, die ich vergessen hatte. Mußte heute zweimal Strümpfe wechseln. Mehrmals schlugen Kugeln neben mir ein.Ich

hatte Glück. Schade, daß ich vom M.G. fortgekommen bin. Wäre am liebsten dageblieben.

Sonntag, den 27. Juni

Bei der Post hatte ich einen Brief von zu Hause und einen sehr lieben Brief von Thea. Heute haben wir Arbeitsdienst von 11 Uhr morgens bis 2 Uhr nachts. Von 6 Uhr bis 8 Uhr hatte ich Wache. Das war verdammt langweilig. Die Zeit wollte und wollte nicht herumgehen. Dann hatte ich wieder frei bis 11 Uhr. Von da ab hatten unsere Gruppen wieder Dienst bis 8 Uhr. Wir mußten Wasser schöpfenund Bretter sägen. Die Zeit will dabei gar nicht hinausgehen. Da hatte ich es bei meiner M.G. Gruppe besser. Der Dienst war da bequemer und die Zeit ging schneller vorbei. Habe bald alle Lust verloren. Es ist nur gut, daß es nur noch 14 Tage bis zur Ablösung sind. Ich könnte verzweifeln. Von 8-10 Uhr hatten wir wieder frei. Wäre doch der Krieg mal endlich vorbei, oder ich wäre wieder zu Hause. Habe aber auch gar keine Lust mehr. Um 10 Uhr hatten wir wieder Dienst bis 2 Uhr. Wir mußten zu 5 Mann Bretter holen. Wie hatten dabei etwa 15 Minuten zu gehen. Vielfach durch Graben mit viel Wasser und Schlamm.

Montag, 28. Juni

Als wir um 2 Uhr heute morgen unseren Dienst beendet hatten, hatten wir frei. Unser nächster Dienst begann erst abends um 10 Uhr. Wir schliefen bis 12 Uhr. War auch sehr müde. Nachmittags habe mich etwas

 

 

gewaschen und mich dann selbst in Ordnung gemacht. Habe dann einige Briefe geschrieben. Ach, ich bin es so leid, mir fehlt jede Lust. Wäre doch mal alles zu Ende. Hoffentlich bin ich wenigstens diesen Winter zu Hause. Hoffentlich, so Gott will. Um 10 Uhr ging der Dienst wieder los. Ich mußte mit einem Offiziersburschen Essen und einen Kanister Wasser holen. Gegen Abend schaffen wir einen Verwundeten, einen Unteroffizier fort mit Kopfschuß. Der arme Kerl hat den ganzen Weg gestöhnt.

Dienstag, 29. Juni

Um 2 Uhr war der Dienst beendet und wir mußten nun Wache stehen, ich hatte den 3 Posten von 5 – ½ 7 Uhr. Das Wetter war ganz miserabel. Windig, kühl und hatten Sprühregen. Drinnen in Offiziersbunker hörte ich lachen und das Klopfen beim Kartenlegen auf den Tisch. Nachher kamen sie heraus und gingen Austreten. Dann bewarfen sie sich wie die Kinder mit Dreck. Dann verschwanden sie wieder im Bunker um ihren Skat weiter zu klopfen. Ja, diese Herren haben es gut. Als armer Lanzer steht man im Wind und Wetter draußen und muß allen Mist mitmachen und die Herren haben alle Bequemlichkeiten und wissen vor Langeweile nicht was sie tun sollen. Wenn man das so alles sieht, packt einen die Wut. Ich bin es so leid, das ich so laufen gehen könnte, wäre doch dieser Mist Krieg einmal zu Ende. Nach der Woche hatte ich frei bis 11 Uhr. Dann begann wieder der Arbeitsdienst. Wir mußten hauptsächlichWasserpumpen aus den Gräben.

Gegen 6 Uhr mußten wir einen Verwundeten zurückbringen. Er hatte 2 Splitter von einer Granate mitbekommen, einen im Oberschenkel und einen von links durch die Hüfte in die Rückengegend. Hoffentlich kommt er durch. Danach mußten wir von einer Propagandakompanie einige Kistenmit Verstärker und Gerätschaften und Lautsprecher zurückbringen. Die eine Kiste war etwa 3 Zentner [schwer]. Mittags hatten wir uns schon mit den Sachen abgemurkst. DasGerät mußte vielfach durch Gräben mit viel Wasser und Schlamm geschleppt werden. Man ist das reinsteArbeitstier (der verwundete Unteroffizier, so hörten wir, ist noch auf den Transport gestorben). Auf den Rückweg ruhten wir uns etwas aus. Da hörte ich die schreckliche Nachricht, daß Köln wieder bombardiert wurde in der letzten Nacht. Der Dom soll schwer beschädigt sein. Nun steht man in Angst und Sorge um die Lieben zu Hause. Hat es gut gegangen? Ach, es ist ein Elend. Hier lachich mit diesenArbeitskameraden wieder. Wenn man die Gespräche der Lanzer hört, muß man staunen. Die Stimmung eines jeden Menschen ist wirklich miserabel. Die Heimat schimpft, die Front schlappt. Wo soll das noch auslaufen? Es wäre ja tatsächlich zu wünschen, wenn wir den Krieg gewinnen würden und zwar bald. Beim Essen holen wurde wieder einer verwundet. Er hatte einen Durchschuß und ist auch kurz danach gestorben. Wir gingen hingegen zurück. Hoffentlich war es zu Hause gut gegangen, das waren

 

 

immer meine Gedanken.

Mittwoch, 30. Juni

Um 2 Uhr hatten wir Schluß. Wir schöpften zweimal das Wasser, das hoch im Bunker standheraus und legten uns dann hundemüde flach, was führten wir doch für ein erbärmliches Leben. Wäre ich doch wenigstens bei meiner M.G.Gruppe geblieben. Die Gräben, die meist alle Wasser stehen, muß man immer durchlaufen. In meinem Bunker, da ist auch alles feucht. Es trocknet nichts, im Gegenteil, alles ist feucht. Da soll man nicht krank werden. Na, noch 14 Tage und wir werden in Ruhe sein. Hoffentlich komme ich nicht mehr in einen solchen Verein. Heute haben wir wieder frei bis 10 Uhr. Gegen Mittag habe ich Post geholt, wieder durch Wasser. Ich hatte einen lieben Brief von Thea dabei. Danach habe ich etwas meine Waffen gereinigt. Heute ist wieder Schönwetter. Um 10 Uhr war wieder Arbeitsdienst.

Donnerstag, 1. Juli

Heute hatten wir wieder Arbeitsdienst. Wir Wasserpumpenund dergleichen. Das Wetter ist wieder kühl. Ich habe mir schwer die Grippe geholt. Mir ist ganz miserabel zu Mute. Auch mein Stuhl ist ganz dünn, wie Wasser. Habe jegliche Lustverloren, wäre doch schon alles vorbei und wäre schon

zu Hause.

Freitag, 2. Juli

Habe stark die Grippe. Um 2 Uhr hatten wir frei. Heute ist unser freier Tag. Ich bin fast darüber. Erhielt von Thea ein schönes Paket und 9 kleine Paketchen. Diese alte, treue Seele. Ich werde es ihr nie vergessen, daß sie so gut zu mir ist. Meine Gedanken wandern wieder nach Hause. Wie schön wäre es jetzt dort. Wie lange mag es dauern, bis ich wieder zu Hause bin? Hoffentlich, so Gott will, wohl und gesund. Ich habe für nichts Lust, alles ekelt mich an. Hier rutscht man Tag für Tag durch Wasser. Alles ist feucht, hier soll man auch nicht krank werden. Mittags, ich hatte gerade geschrieben und rollte mich zusammen, mußten wir von der 8. Komp. ein M.G. zum Komp.Gefr.Std. bringen. Das drückte einige Zeit. Danach habe ich mich rasiert, nach einer kurzen Ruhe ging es wieder zum Dienst.Wir mußten Bretter aus der Mulde holen. Vorerst mußte [...] und ich wieder zum M.G. Unterwegs, wo wir zum Bretterholen ausrückten, kam der Kamerad, der das Essen holte. Ich aßsofort. Es war Erbsensuppe, die gut schmeckte. Gegen 1 Uhr kam einer, ich solle sofort zurückkehren, da ich ebenso [wie] Banze zur 7. Komp. abgestellt wurden. Ich ging sofort zurück, packte meine Sachen. (zu Samstag)

 

 

Samstag, 3. Juli

Es war schon ziemlich hell, als wir abzogen. Es waren 2 Kameraden gekommen, die das M.G. bedienen sollten, was wir aufgestellt hatten. Einer von ihnen brachte uns zum Zuggefechtsstand. Von hier wurden wir beide verteilt. Ich bin froh, daß ich wieder vorne bin undbesonders von der Reservegruppe weg. Jetzt machte mir alles wieder etwas mehr Spaß. Als ich mich in den Bunker des M.G.‘s, dem ich zugeteilt wurde, etwas Ordnung in meine Klamotten geschafft hatte, legte ich mich schlafen. Von 8 –10 Uhr hatte ich Wache. Das Wetter ist scheußlich. Es regnet sehr stark. Gestern war das Wetter ganz gut, tagsüber war es ziemlich ruhig. Abends mußte ich mit noch 2 Kameraden Munition von Komp.Gef.Std. holen. Es regnete ordentlich. Wir mußten durch Gräben mit viel Wasser. Dann über die freie Plane, die der Russe mit M.G. Garben beschoß. Durch meine Gummistiefel hatte ich keine nassen Füße, aber oben die Hose naß. Meine Zeltbahn, die ich nun gehängt hatte, schützte nicht sehr, daß ich ganz naß wurde. Gegen 12 Uhr waren wir wieder zurück. Manche Essenholer waren nun mittlerweile zurückgekehrt. Wir aßen das Essen, besonders war es nicht, nachdem wir es vorher warmgemacht hatten.

Sonntag, 4. Juli

Es ist wieder Sonntag. Gegen 1 Uhr lösen wir die Posten ab. Es regnet noch immer ununter-

brochen. Ein scheußliches Wetter. Man meint, man wäre Herbst. So stehen wir in Zelten im M.G.Stand. Dieser ist sehr primitiv. Ringsum Splitterschutz und als Dach und teilweise Wand alte Zeltplanen. Der Wind pfeift stark durch. Der Boden ist mit Wasser bedeckt und schlammig. So stehen wir bis 4 Uhr, wo uns der erste Einzelposten ablöst. Wir wärmen uns etwas Tee und essen ein paar Butterbrote. Danach legen wir uns schlafen, was ist das ein elendes Leben. Man sieht und hört nichts von draußen. Ist das ein Leben? Wäre doch endlich Schluss, Gott wird wohl alle dem bald ein Ende setzen. Ich würde Gott auf den Knien danken. Wie lange mag es noch dauern, so frage ich jeden. Aber man sieht kein Ende. Den Tag über war es ziemlich ruhig. Und das Wetter ist ganz gut. Abends hatte ich von 8 - 10 Posten. Dann nach einer halben Stunde Pausezog ich mit dem Unteroffizier im M.G. Stand auf Posten. Wir mußten scharf aufpassen, denn es war stark neblig und es war höchste Aufmerksamkeit mir gemeldet. Der Ivan wollte, laut Aussagenvon Überläufern, mit 1000 Mann angreifen. Wir schossenziemlich viel, ebenso Ivan. Einmal, ich wandte mich an den Unter., um ihn etwas zu sagen,da zischte eine Kugel durch die Schießscharte und traf mich am Stahlhelm, wo ein Eindruck entstand. Das hatte noch mal gut gegangen. Einige Zeit später, als ich gerade wieder durch die Schießscharte sehen wollte, prallte die Kugel, wahrscheinlich ein Querschläger, vorn über der Stirn auf den Stahlhelm. Wiederum hatte es gut gegangen. Gott hatte mich beide Male beschützt.

 

 

Montag, 5. Juli

Um etwa 1:15 Uhr wurden wir abgelöst. Wir gingen essen, welches heute wieder ganz gut war. Bei der Post hatte ich 5 Briefe, 1 von Mutter, 1 von Vater und 3 von Thea. Heute bekamen wir allerlei zu rauchen [?]. Es war auch Zeit, denn seit ein paar Tagen schlief ich nicht schon durch. Nachher legte ich mich schlafen, denn um 6 – 8 Uhr hatte ich wieder Posten. Der Tag verlief ziemlich ruhig. Das Wetter war wieder scheußlich. Wir bekamen reine Wäsche. War froh darüber, daß ich die alte mit den Läusen abgeben konnte. Aber leider waren in der reinen Wäsche auch schon Läuse, denn nach etwa 2 Stunden, nachdem ich mich angezogen hatte, fing ich schon etwa 5 Läuse und des Abends wieder etwa 15 Stück. Das ist eine verdammte Plage.

Dienstag, 6. Juli

Nachdem ich vom Essenholen zurück war und gegessen hatte stand ich Gewehrposten von etwa ½ 2 Uhr bis 3 Uhr. Dann hatte ich Ruhe bis 8 Uhr. Als ich meinen Posten antrat, regnete es wieder ganz schön. Das ist hier ein Sauwetter.Wäre ich doch wieder zu Hause. Hoffentlich hilft mir Gott, das dies bald ist, sonst gehe ich elendig zu Grunde. Ich habe oft direktes Heimweh. Ich hörte, daß die Flieger Köln wieder angegriffen haben. Wie soll das noch so weitergehen? Hoffentlich bekomme ich nicht die traurige Nachricht, daß unsere Wohnung auch zerstört ist, oder etwa bei Thea. Ja, es ist ein Elend mit diesem leidigen Krieg. Das Wetter war saumäßig.

Gegen Mittag besserte sich jedoch das Wetter etwas. Ich habe fast den ganzen Tag geschlafen. Abends mußte ich mit einem Kameraden beim Komp.Gef. Std. Munition holen. Hierbei traf ich den Arbeitskameraden Pohl, welcher mir sagte, er hätte gehört, daß wenn hier keine Angriffe unternommen würden, wir wieder N.K. gestellt würde. Ein Hoffnungsfunke, aus diesem Mist hier heraus zukommen. Wäre das doch wahr. Ich würde Gott auf den Knien danken. Hoffentlich!

Mittwoch, 7. Juli

Stand heute mit bis 4 Uhr am M.G. Posten. Danach legte der eine sich schlafen und ich kochte mir Kakao, welcher sehr gut geschmeckt hat. Das Wetter ist heute etwas besser. Der Tag verlief ohne besondere Ereignisse. Am Nachmittag habe ich mich mal wieder gewaschen und rasiert. Es war schon Zeit, denn der Bart wurde zusehends länger. Unsere Truppen sind im Raum von Orel [Orjol] zum Gegenstoß angetreten, wurde durch Sondermeldung bekannt gegeben. Wird es nun bald zu Ende sein?

Donnerstag, 8. Juli

Hatte bis 1 Uhr Posten im Gewehrstand. Unsere Ari schoß mehrere ordentliche Salven in die russischen Stellungen. Zweitweise auch starkes M.G. Feuer von beiden Seiten. Außer meinen Posten hatte ich den ganzen Tag geschlafen. Das Wetter ging bis zum Nachmittag. Gegend Abend setzte Regen ein. Sonst nichts besonderes. Gewehrführer Mütz gefallen. Habe seit 2 Tagen

 

 

keine Post erhalten. Wird wohl nichts passiertsein?

Freitag, 9. Juli

Heute ist schon der dritte Tag, wo ich von Thea und auch zu Hause keine Post erhalten habe. Was mag in Köln los sein. Hoffentlich haben die Flieger bei den Angriffen am 28.6. und vor ein paar Tagen bei meinen Lieben nicht alles kaputt geschossen. So hat man hier seine Sorgen und muß mir auch noch Sorgen um meine Lieben daheim machen. Mein einziger Gedanke ist immer, wäre doch der Krieg endlich aus und säße wieder mit meinen Lieben zu Hause zusammen. Wann aber mag das sein? Das Wetter ist ganz schön, keine Wolke trübte den Himmel, als im um 4 Uhr meine erste Wache antrat, wird es heute mal endlich schön bleiben? In der Nacht war etwas Granatenwerfertätigkeit und gegen 4 Uhr schoß Ivan mit der Ratsch-Bumm. Sonst war die Nacht ziemlich ruhig. Den Tag über blieb das Wetter gut. Nachmittags wurden die ersten Vorbereitungen getroffen zwecks Ablösung, die von Samstag auf Sonntag erfolgen sollte.

Samstag, 10. Juli

Heute ist schon der vierte Tag, wo ich keine Post erhalten habe. Ist nun eigentlich etwas passiert? Bin in richtiger Sorge um meine Lieben daheim. Hoffentlich ist alles gut gegangen und das ich keine Post erhalte liegt nur durch Verzögerung durch die Post. Immer drängt mir einen der Gedanke auf, wäre doch der Krieg auch mal zu Ende. Aber wann wird das sein?

Von einem Ende ist noch nichts zu sehen. Aber so kann es doch auch nicht weiter gehen. Der Tag beginnt auch wieder schön. Heute ist mein letzter Tag hier in der Stellung. Das ist gut, daß wir mal aus dem Dreck heraus kommen. Den Tag über war das Wetter gut. Nur gegen Abend bewölkte es sich und regnete. Hoffentlich regnet es nicht, wenn wir aus der Stellung abgelöst werden.

Sonntag, den 11.7.43

Gestern abend um 12 Uhr sollten wir abgelöst werden, aber es verzögerte sich. Erst gegen ¼ vor 1 Uhr wurden wir abgelöst. Es war aber auch die höchste Zeit, denn es begann schon ordentlich hell zu werden. Wir mußten wieder durch Wasser und breiigen Schlamm bis zur 5. Komp. und dann über die freie Plane. Unser Wäschebeutel und unsere Sachen wurden dort auf ein bereit stehendes Fahrzeuggeladen. Das andere mußten wir tragen. Der Krempel war noch so schwer, das es mir schwer auf die Hüftknochen drückte. Wir gingen zurück über Sluzk nach der Entlausungsanstalt, wo wir gegen ½ 4 Uhr ankamen. Zuerst bekamen wir warmes Essen und Kaffee. Gegen ½ 10 war ich mit an der Reihe.Dort wurde mal ordentlich gelaust und in der

 

 

Zwischenzeit wurden unsere Kleider in einen Raum gebracht, worin eine Temperatur von über 100° C herrschte. Um 11 Uhr rückten wir aber wieder in das Dorf, vorhin waren, da wir in Stellung gingen. Kamen dort um ½ 1 Uhr mittags an. Wir waren auch müde. Unsere Stube war schön geräumig und hell. Wir legten uns etwas zur Ruhe nieder und schliefen ein wenig. Den Tag über hatten wir nichts mehr zu tun.

Montag, 12. Juli

Die Nacht über nicht besonders geschlafen. Viele Mücken und Fliegen. Gegen ½ 8 Uhr wurden wir geweckt. Am Vormittag hatten wir Waffenreinigen und Sacheninstandsetzen. Nachmittags hatten wir Gesundheitsbescheinigung und danach Appell in den einzelnen Posten. Sonst hatten wir keinen Dienst mehr. Mit der Post bekam ich 2 Briefe, einen von Werner und einen von zu Hause, doch nicht mehr von zu Hause, sondern von Bergneustadt, wo meine Angehörigen jetzt sind. Wir sind, wie ich vermutet habe und jetzt Gewissheit habe, total bombengeschädigt. Nichts mehr wurde geschätzt als das nackte Leben.

Doch Gott sei Dank sind wenigstens auch die Angehörigen noch am Leben. Nun ist alles fort, nichts mehr vorhanden wofür kämpft man nun noch? Von Thea habe ich noch keine Nachricht. Was mag mit ihr los ein. Nun mach ich mir auch Sorgen um sie. Hoffentlich leben sie wenigstens alle noch. Es ist ein Elend. Wäre doch der Krieg zu Ende. Gegen 11 Uhr habe ich mich niedergelegt, immer mit dem Gedanken bei uns einen Fliegerschaden. Wie mag es nur in Köln aussehen? Es ist zum Verzweifeln. Komme ich noch mal Hause, so habe ich noch keinen Strumpf mehr für anzuziehen.

Dienstag, 13. Juli

Habe bis 2 Uhr kein Aug zugetan. Zum Teil wegen zu Hause, zum Teil wegen der Mücken und Wanzen. Habe mich dann in den Flur gelegt, wo ich auch erst nach längerer Zeit einschlief. Heute hatten wir nur wenig Dienst. Morgens etwas Waffen reinigen und Waffenappell. War natürlich wieder aufgefallen. Bekam ein Telegramm von Vater aus Bez. Breslau: Total Fliegerge-

 

 

schädigt, komme sofort, Vater. Der Feldwebel, der mir das Telegramm brachte, solle es dem Chef vorlegen zwecks Urlaub. Ich glaube jedoch nicht, daß ich welchen bekomme, da es ja nicht meine eigene Wohnung ist. Hoffentlich bekomme ich doch Urlaub! Nachmittags habe ich mir seit etwa 8 Wochen wieder mal die Haare schneiden lassen. Hatte eine ordentliche Wolle auf dem Kopfe. Von 5 – 7 Uhr hatte ich Fliegerwache. Während dieser Zeit war Antreten der Komp. zwecks Neueinteilung. Bin jetzt in einem anderen Gewehr.Von Thea habe ich noch immer keine Post. Was mag nur los sein? Hoffentlich höre ich bald etwas von ihr? Von den Eltern bekam ich einen Brief aus Pannwitz, Kreis Breslau, wo sie bei einem Bauer in Quartier sind. Es geht ihnen gut. Sind überall freundlich empfangen und auch gut verpflegt worden. Das freut mich wenigstens, daß es ihnen gut geht. Habe sofort Antwort geschrieben.

Mittwoch, 14. Juli

Um 6 Uhr war wecken. Dann war Gasmaskenreinigen und anschließend Appell. Hierauf ging es ins Gelände. Ich brauchte nicht

mit, da ich Fliegerwache hatte. Diese Nacht habe ich wieder sehr schlecht geschlafen. Das Ungeziefer ließ mir keine Ruhe. Gegen 2 Uhr durch habe ich mich in den Flur gelegt. Nachmittags hatten wir etwas Arbeitsdienst und dann war Feierabend.

Donnerstag, 15. Juli

Die vergangene Nacht habe ich mich direkt in den Flur gelegt und habe doch gut geschlafen. Mücken und sonstiges Ungeziefer hat mich dort in Ruhe gelassen. Morgens sollte Geländedienst sein. Jedoch regnete es so stark, daß wir nicht hinausgehen konnten. Wir hatten darum bis 12 Uhr Ausbildung am M.G. in der Unterkunft. Nachmittags hatten wir Geländedienst, Waffen reinigen und Sacheninstandsetzen. Darauf war Parole. Danach Appell im Seitenzug. Hierauf war Feierabend. Da jedoch für morgen wieder Appell angesetzt ist, hatten wir noch Arbeit genug. Von Thea hatte ich noch immer keine Post. Weiß der Teufel was mit ihr los ist. Hoffentlich bekomme ich bald Nachricht von ihr. Von 10 -12 Uhr hatte ich Ortswache.

 

 

Freitag, 16. Juli

Um 6 Uhr war wecken. Um 7.30 Uhr bis 08:00 Uhr war kurz Ausbildung am M.G. im Gelände. Danach war Waffen reinigen und Appell, anschließend Appell von Tuchhose und Tuchrock [?]. Es ist bei mir diesmal gut gegangen. Nachmittags hatten wir von 13:30 –17 Uhr Geländeausbildung, anschließend eine ½ Stunde Reinigen. Bei der Ausbildung haben sie uns ordentlich zwischen genommen. Man meint, man wäre hier nicht kurz hinter Front, sondern in Deutschland in einer Kaserne. Da konnte es auch nicht schlimmer sein. Heute bekam ich auch noch keine Post von Thea. Was mag nur los sein? So hat man seine Sorgen.

Samstag, 17. Juli

Gegen 11 Uhr gestern abend, ich hatte mir gerade mein Lager unter dem Tisch zurecht gemacht und mich hingelegt, kam ein Unteroffizier uns wecken. Alles mußte aufstehen und die Munitionskisten mit Munition füllen. Es war Alarmzustand. Nachdem die Arbeit gemacht war, konnten wir wieder schlafen gehen. Der Alarm ist jedoch glücklicherweise nicht gekommen. Der Russe hatte in der Nähe, wo wir in Stellung gelegen hatten, angegriffen. Dieser Angriff wurde jedoch abgeschlagen. Den ganzen Abend und die Nacht war starkes Artilleriefeuer zu hören. Der Dienst am Vormittag war heute auszuhalten. Nachmittags war impfen.

Ich wurde jedoch, auch ein Teil anderer Kameraden, nicht geimpft und müssen Sonntag morgen 11 Uhr nochmals hin. Anschließend waren wir in dem Dorf [???], das mir sehr gut gefallen hat. Abends gab es ungefähr einen halben Liter Rotwein als Marketenderware. Der Tag war heute ordentlich warm.

Sonntag, 18. Juli

Heute ist Sonntag. Könnte man den nicht gemütlich zu Hause verbringen? Um ½6 Uhr werde ich geweckt, ich muß mit anderen noch anderen Kameraden nach Sluzk Holz und Blechholen. Wir fahren mit vier Fahrzeugen dort ein. Das Wetter war ganz gut. In Sluzk kam gegen ½11 Uhr noch ein kurzer aber heftigerSchauer.Wir haben das Holz und Blech von beschädigten Häusern genommen. Wir waren gegen 1 Uhr wieder zurück gewesen. Aber ein Fahrzeug war stecken geblieben und ein Pferd hatte ein Hufeisen verloren. Es mußte erst wieder beschlagen werden. So kamen wir erst gegen 4 Uhr in unseren Dorf an. Unterwegs hatte der Ivan mit Ari auf die Straße geschossen. Man muß sagen, die Schüsse waren gut. Ein LKW hatte einen Volltreffer erhalten. Bei einem anderen war eine Granate etwa 2 m entfernt eingeschlagen und hatte ihn beschädigt. Auch sonst waren Treffer zu verzeichnen. Saniwagen sausten mit Verwundeten hin und her. Wir hatten Glück. Wären wir etwas früher da gewesen, so hätten wir vielleicht noch etwas mitbekommen. In unserem Dorf war Platzkonzert. Habe mich etwas gewaschen

 

 

und reine Wäsche angezogen. Bei der Post hatte ich erfreulicherweise Post (2 Briefe) von meinen Eltern. Von Thea wieder keine Nachricht. So hofft man von Tag zu Tag.

Montag,, 19. Juli

Heute morgen war schon um 5 Uhr wecken. ½ 6 Uhr Waffen reinigen. Gegen ¼ vor 7 Uhr marschierten wir ins nächste Dorf zum Batl., wo der Batl.-Kdz. uns lobte über unseren Einsatz. Sonst verlief heute der Tag ruhig. Der Dienst war angenehm. Das Wetter war sehr schön. Von Thea noch immer keine Nachricht. Der Russe war heute sehr aktiv mit dem Fliegen.

Dienstag, 20. Juli

Heute ging der Dienst wieder einigermaßen. Nachmittags mußten wir im Garten arbeiten. Der Tag war wieder sehr schön (Wetter). Wieder keine Post von Thea!

Mittwoch, 21. Juli

Nachts gegen ¼ vor 12 Uhr gab es Alarm. Alles wurde verpackt und verladen. Danach gegen ½ 2 Uhr wurde alles außer der Munition wieder ausgeladen. Dann legten wir uns wieder

hin. Gegen 7 Uhr war wecken. Dann ging es hinaus zu einer Übung. Die Sonne brannte heiß herunter. Um etwa kurz vor 1 Uhr war Rückkehr. Um ½ 2 Uhr gingen wir im übernächsten Dorf zum Kino. War ganz voll. Es gab die Wochenschau und den Film: „Verräter“. Nach Rückkehr brachten wir unsere Sachen in Ordnung und dann war Feierabend.

Donnerstag, 22. Juli

Vormittags war üblicher Geländedienst. Nachmittags hatten wir Arbeitsdienst, der bis abends bereits 8 Uhr dauerte. War ordentlich müde. Auch heute war es wieder heiß.Gestern und heute wieder keine Post.

Freitag, 23. Juli

Heute hatten wir wieder Übung. Das Wetter war gut. Gegen 1 Uhr kamen wir wieder zurück. Ein Mann von unserem M.G. Bedienung war verwundet worden durch ein hinter uns liegendes M.G., welches zu kurz schoß. Als wir zurückkehrten, empfingen wir die Nachricht: „Alarm“. Wir mußten sofort alles packen und verladen. Das Wetter war am Nachmittag sehr windig und etwas kühl. Am Abend bekamen wir Marketenderware: 62 Zigaretten und Schnaps. Der Alarm bestand den ganzen Tag. Warum mag es so gehen? Bei der Post hatte ich

 

 

endlich von Thea etwas dabei (2 Briefe). Gott sei dank, sie lebt noch.

Samstag, 24. Juli

Um etwa ¼ vor 4 Uhr werden wir geweckt. Es geht ab und zwar mit LKW´s. Die nötigen Sachen werden umgepackt und dann geht es gegen ½ 5 Uhr los. Gegen 10 nach 5 Uhr haben wir den Knüppeldamm erreicht, wo wirwieder ausgeladen werden. Dann geht es zu Fuß in die Stellungen. Das war ein Weg! Bepackt wie ein Maulesel marschieren wir dahin. Manchmal versagten mir bald die Beine. Ich mußte mehrmals absetzen und eine kleine Pause machen. Der Weg nahm und nahm kein Ende. Endlich gegen ½ 12 Uhr waren wir da. Es ist eine Waldstellung. Unser Bunker ist etwas niedrig, aber sonst wirklich schon wohnlich. Das ganze Waldgebiet ist Sumpfgebiet. Darum hat man überallKnüppeldämme gemacht. Habe mir erst mal ein paar Butterbrote gemacht, denn ich hatte ordentlichen Hunger. Das Brot ist alle, wir haben zwar noch eines, welches jedoch verpackt ist und erst später mit unserem Gepäck nachgezogen wird. Die nächste Verpflegung be-

kommen wir erst morgen. Um 10 Uhr diesen Abend müssen wir unser Gepäck holen. Wieder geht es ein großes Stück zurück. Wir hatten allerlei zu schleppen. War sehr froh, als wir gegen 1 Uhr wieder zurück waren. Heute war ein harter Tag. Nachdem es am Tag über ziemlich ruhig war, setzte gegen 9 Uhr lebhafte Feuertätigkeit ein.

Sonntag, 25. Juli

Das Feuer hielt an bis Hellwerden. Wir hatten großen Durst. Wir tranken Grundwasser, was zwar nicht gut schmeckte, aber wenigstens den Durst stillte. Nun haben wir wieder Sonntag. Wäre doch der Krieg einmal zu Ende. Das ist mein und allergrößter Wunsch. Aber wie lange mag es wohl noch dauern? Um 2 Uhr bekamen wir unser erstes warmes Essen seit Freitag. Es schmeckte prima. Als ich um 2 Uhr von der Wache kam, aß ich nochmal. Danach habe ich mich gewaschen und rasiert. Ich war kaum fertig damit, da mußte ich am Bunker vom Zug-Gef.Std. helfen. Sonst verlief der Tag normal. Das Wetter war sehr schön am Nachmittag.

Montag, 26. Juli

Heute ist wieder sehr schönes Wetter. Die vergangene Nacht wurde wieder stark geschossen. Am Tage war Artillerie und Granatwerfertätigkeit, hauptsächlich von uns. Sonst war nichts besonderes.

7. Komp. 1 Toten.

 

 

Dienstag, 27. Juli

Vergangene Nacht wieder starkes gegenseitiges Feuer (7. Komp. 1 Verw.) Das Wetter war sehr schön. Nur die vielen Mücken, die fressen einen bald auf. Erhielt zwei Briefe von Eltern. Der Tag verlief wie gewöhnlich. 7.K. –1 Verw.

Mittwoch, 28. Juli

Auch heute war das Wetter sehr schön. Kam 6 Uhr von der Wache. Kurz nach 7 Uhr mußten wir wieder aufstehen, da Bunker bauen helfen. Habe den ganzen Tag gearbeitet bis 8 Uhr abends. War sehr heiß heute. Sonst nichts besonderes. Erhielt heute 2 Briefe von Thea.

Donnerstag, 29. Juli

Das Wetter war heute wieder sehr schön. Erhielt heute 1 Brief von Thea. Nichts besonderes. Habe beim Rustinschen [?] Lehrinstitut engl. und franz. Lehrgang bestellt.

Freitag, 30. Juli

Das Wetter auch heute wieder sehr schön und sehr heiß. Sonst keine besonderen Vorkommnisse.

Samstag, 31. Juli

Das Wetter auch heute gut. Sonst nichts besonderes.

Sonntag, 1. August

Das Wetter auch heute schön, nur stark windig. Sonst nichts besonderes.

Montag, 2. August

Vergangene Nacht schoß unsere Ari mehrmals größere Sendungen zum Ivan. Das Wetter war auch heute sehr schön. Am Nachmittag machte die 7. Komp. einen Spähtrupp. Sie kamen an einen Bunker. Sie warfen 2 Handgranaten hinein. 4 Ivans schliefen, welche sofort tot waren. 1 Ivan drehte sich Zigaretten. Er lief hinaus und gab sich gefangen. Er wurde mitgenommen. Am Batl.sagte er aus: Essen sehr wenig. Munition gering. Wenn überlaufen, von uns erschossen, Familienangehörige nach Sibirien. Sonst nichts besonderes.

Dienstag, 3. August

In der vergangenen Nacht etwas geregnet, am Tage wieder schön. Sonst nichts besonderes.

Mittwoch, 4. August

Wetter echt gut. Nichts besonderes.

 

 

Donnerstag, 5. August

Morgens Wetter gut. Sehr heiß und schwül. Mittags wolkig und mehrmals Gewitter, doch fast kein Regen. Nichts besonderes.

Freitag, 6. August

Vormittags war das Wetter gut. Ab heute haben wir täglich 2 Std. Dienst. Jawohl, 2 Std. täglich kurz hinter der H.K.L. Heute jedoch war der Dienst aus, weil mehrere heraufziehende Gewitter das verhinderten. Der Regen goß nur so herab. In unseren Bunker regnete es an verschiedenen Stellen durch. Sobald der Regen jedoch nachließ, ließ auch das Durchregnen nach. Sonst nichts besonderes.

Samstag, 7. August

Der Tag verlief wie gewöhnlich. Das Wetter hatte wieder Einsehen mit unseren Dienst. Nachdem wir eine Stunde Dienst gehabt hatten, fing es in Strömen zu regnen an, worauf wir aufhören mußten.

Sonntag, 8. August

Heute ist wieder Sonntag. Das Wetter ist wieder ganz gut. Nachmittags haben wir, trotz des Sonntags, 2 Std. Dienst. Morgens gegen 7 Uhr schoß der Ivan ordentlich herüber mit

Granatwerfern, Ratsch-Bumm und Granaten. Es ist aber gutgegangen.

Montag, 9. August

Keine besonderen Ereignisse. Wetter nicht besonders. Teilweise Regen, teilweise Sonnenschein.

Dienstag, 10. August

Heute Brief erhalten von Thea. Tag ohne besondere Ereignisse verlaufen. Wetter unbeständig.

Mittwoch, 11. August

Heute morgen 4 Uhr machte der Ivan einen Feuerüberfall mit Granatwerfern. Mehrere Granaten wurden in der Nähe unseres Bunkers. Erhielt mit der Post 2 Briefe (1 von Thea, 1 von Eltern). Sonst nichts besonderes.

Donnerstag, 12. August

Am Vormittag Wetter einigermaßen gut. Ivan schoß mit Granatwerfern. Am Nachmittag setzte Regen ein, der bis abends anhielt. Widerliches ungemütliches Wetter. Wäre doch der Krieg einmal zu Ende.

 

 

Freitag, 13. August

Heute ging das Wetter einigermaßen. Vereinzelte Schauer. Der Ivan hat wahrscheinlich in der vergangenen Nacht abgelöst. Von 1 – 5 Uhr nachts hatte ich Wache. Gegen 4 Uhr machte der Ivan einen Feuerüberfall mit Granatwerfern und Ratsch-Bumm. Wir verkrochen uns unter das M.G. Sonst verlief der Tag ziemlich ruhig.

Samstag, 14. August

Das Wetter ist heute wieder einigermaßen gut. Diesen morgen, gegen 10 vor 4 Uhr machte der Ivan wieder einen Feuerüberfall mit Granatwerfern und Ratsch-Bumm. Dieser war jedoch nur kurz und mehr rechts. Nachmittags, als ich um 3 Uhr von der Wache kam, mußte ich mit M.G. Stände bauen, Da hörten wir, daß wir morgen früh abgelöst werden sollen. Wir stellten sofort das Arbeiten ein. Wohin kommen wir? Hoffentlich nicht, wo es ordentlich Zünder gibt. Wäre gern noch hier geblieben. Abends gegen 11 Uhr wurden wir abgelöst. Wir schafften unser Gepäck und Gerät zum Komp.G.Std. der 7. Komp. Von hier aus mußten wir es zur 8. Komp.

bringen.

Sonntag, 15. August

Nachdem wir mehrere Stunden im Wald gelegen hatten, kamen gegen 3 Uhr die Fahrzeuge. Es war ziemlich kühl gewesen, denn es hatte auch ein paar Stunden geregnet. Ein wirklich schönes Wetter für Ablösung. Unter Regen ging es durch den Wald zur Rollbahn. Nachher lagen wir wieder ab in den Wald. Der Weg war auch verschlammt. In ein paar leere Bunker bezogen wir für ein paar Stunden Quartier. Gegen 8 Uhr ging es wieder weiter. Wir marschierten bis gegen 1 Uhr auf der Rollbahn. An einer Stelle erreichten uns LKW. Wir empfingen Essen und Verpflegung. Dann wurde das Gerät und wirverladen. Als wir abfuhren, war es etwa ½ 3 Uhr bis 3 Uhr. Es ging die Rollbahn herab und bogen dann auf einen Knüppeldamm ein.Es ging über [???] und Prutolowo [?].Es war während der

 

 

Fahrt schönes Wetter. Als wir jedoch abgezogen wurden, setzte wieder Regen ein. Wie immer . Da das Dorf belegt war, mußten wir Zelte aufstellen. Alles während dem Regen. Ein Sauwetter. Ich wurde zur Straße geschickt, da ein Unteroff. erwartet wurde. Nach einer Stunde sollte ich abgelöst werden, aber es wurden 2 daraus? Die Zelte waren wieder abgebrochen worden und einen Stall gerade hineingezogen worden. So stand ich, naß, 2 Std. im kalten Wind und war vergessen worden. Gegen 10 Uhr legte ich mich schlafen, nachdem ich etwas gegessen hatte. Zu leistenhatten wir nichts mehr.

(80 km etwa gefahren).

Montag, 16. August

Gegen 7 Uhr wurden wir geweckt. Um 9 Uhr wieder auf LKW verladen. Natürlich regnete es wieder. Wir empfingen noch Verpflegung nachher.

Gegen 9 Uhr ging es ab. Nicht in die vorgesehene Stellung. Wohin und was wir machen sollen? Unterwegs blieb unser LKW stehen. Alles nutzte nichts, er hing nachher noch schlimmer fest. Wir mußten alles abladen und zu Fuß weiter. Wir kamen in ein Dorf, wo wir auf Abrufliegen blieben. Unser Zug lag in einem Stall, der bunkerartig in die Erde gebaut war. Das war nur mal vorläufig unser Quartier. Auf wie lange? Am Nachmittag ging es schon weiter zur Front. Es ging über einen Knüppeldamm durch den Wald. Müde kommen wir an eine Stelle, wo wir in Bunkern, die als Pferdeställe dienten, und wurden darin vorläufig untergebracht. Unterwegs hatte es natürlich wieder geregnet. Die letzten Tage sind wir naß und krank geworden. Gegen 7 Uhr abends mußten wir uns fertig machen und rückten bis zum Knüppeldamm vor. Dort hieß es, Abendmahl essen 20:30 Uhr. Wo wir nun standen, war eine Küche. Da stand auch ein Radio. Wir hörten die Nachrichten und anschließend noch etwas Musik. Mal endlich wieder ein Stück Kultur. Man denkt an zu Hause, wie schön ist es dort doch gewesen. Fort mit den Gedanken! Um etwa

 

 

½ 10 Uhr ging es weiter in die Stellung. Was für ein Weg! Durch Morast, über Baumstümpfe und Äste, durch Bomben- und Granattrichter ging es hindurch. Dabei bepackt wie ein Esel. Meine Beine trugen mich bald nicht mehr.Zwischendurchstiegen Leuchtkugeln hoch und wurden von russischen Fliegern abgeschossen. Die Fliegertätigkeit war ziemlich stark. Es wurden viele Bomben geworfen. Es war ein Glück, daß es nicht regnete. Es schien der Mond, sodaß es wenigstens hell war. Endlich kamen wir in unserer Stellung an. Wir bezogen einen Bunker, mußten ihn jedoch gleich wieder räumen und in einen anderen Bunker ziehen. Es wurden noch Posten ausgestellt und wir anderenlegten uns schlafen. War das ein Tag! Wäre doch dieser Krieg einmal zu Ende. Wann, wann wird das sein? Hoffentlich bald!

Es geht das Gerede um, daß wir von der Front abgelöst werden sollen, daß in Frankreich liegt und wir sollen nach dort. Ebenso, sollen alle über 30 Jahre aus der Front herangezogen werden ins Hinterland. Ob etwas wahres dran ist? Wäre es war, daß wir nach Frankreich kommen, meine Freude würde riesig groß sein. Im allgemeinen glaube ich es ja nicht. Na, mal abwarten. Es wäre ja zu schön. Heute konnte man vor lauter Mücken kaum zielen. Ich mußte einen Brief abbrechen, da ich nicht mehr weiter schreiben konnte. Meine Hände und Arme sind ordentlich zerstochen von diesen Viechern. Es ist nur gut, daß wir Mückennetzehaben, sonst könnte man es kaum aushalten. Gegen 5 Uhr heute Nachmittag wurde einer durch eigene Schuld durch Kopfschuß getötet. Er kam aus dem Bunker und stellte sich in den Graben, wobei er mit dem Kopf herauskam. Ein Schuß durch den Hinterkopf machte seinen Leben ein Ende.

[Es folgen einige unleserliche Feldpostadressen]

Quelle: Westdeutscher Beobachter, 26.7.1938

zuletzt bearbeitet am: 30.07.2016

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