D III 88

„D III 88“ ist ein 1939 unter der Regie von Herbert Maisch entstandener NS-Kriegs- und Propagandafilm, der am 20. Oktober 1939 uraufgeführt wurde. Er erhielt die Prädikate „staatspolitisch besonders wertvoll“ und „jugendwert“.[1]

Die Geschichte ist einfach: Zwei Obergefreite erhalten nach einem Defekt ihrer Maschine den Befehl abzuspringen, der eine tut's, weil er denkt, der Kamerad tue es auch, der andere aber landet die Maschine und wird zum Unteroffizier befördert. Die bis dahin unzertrennlichen Freunde werden nun Rivalen, was alsbald in einer dramatischen Wetterlage zu einem riskanten Flugmanöver und zur Notlandung führt. Beide werden von Oberstleutnant Mithoff wegen Disziplinlosigkeit vom anstehenden Manöver ausgeschlossen. Der alte Oberwerkmeister Bonicke, ein Relikt aus dem Ersten Weltkrieg, das demnächst abgehalftert werden soll, erinnert Mithoff allerdings an eine Situation am Ende des Ersten Weltkriegs, in der er als damaliger Staffelführer eine ähnliche Entscheidung revidierte. Mithoff zieht die Suspendierung daraufhin tatsächlich zurück, woraufhin Paulsen und Eckhard ihre fliegerischen Fähigkeiten wieder in den Dienst des Geschwaders stellen können. Bei einem Manöver müssen sie aber wegen einer schweren Wetterfront erneut notlanden. Das Wetter muss hier einstweilen noch die spätere Gefährlichkeit der Kriegsfront vertreten. Um die Ehre der Aufklärungsstaffel zu retten, schickt Mithoff die gesperrten Paulsen und Eckhard los. Sie tun dies auch, müssen aber notwassern. Bonicke besteigt seine alte Fokker Dr.I mit der Registriernummer D III 88, die inzwischen ebenso antiquiert ist wie er selbst. Er findet die beiden, erleidet aber einen Herzanfall und stürzt ab. Bonicke stirbt, wie Mithoff bei der Trauerfeier sagt, „den Fliegertod fürs Vaterland. Die deutsche Luftwaffe verliert einen Mann, der sie im Geiste der Toten des großen Krieges aufbauen half." Seine Maschine und er haben ein Leben lang ihre Pflicht getan und „ihr Leben gelassen, um junges Leben zu retten".

Der Film Kampfgeschwader Lützow von 1941, teils mit gleichen Mitwirkenden, gilt als eine Fortsetzung des Themas.

Zeitgenössische Kommentare

Im Presseheft des Tobis-Filmverleihs heißt es zu dem Film:

„Dieser Großfilm führt mitten hinein in den Geist und in das Herz des neuerstandenen Deutschlands, in die fiebernde Vaterlandsliebe der Waffe, die beschirmend ihren silbernen Schild über das deutsche Schaffen und Wirken, das deutsche Glauben und Hoffen hält.

In diesem gewaltigen Filmerleben erhebt sich der Frontgeist von 1918 aus den Gräbern der Fliegerhelden zu neuem, strahlendem Glanz. Im Banne des neuerweckten Kampfgeistes wissen wir plötzlich: Sie sind nicht gestorben, sie leben nicht nur in den Gedenkbüchern und auf den Ruhmestafeln, sie sind durch ihr Vorbild in unsere junge Fliegerwaffe eingekehrt, sie mit ihrem Draufgängertum, ihrer Unerschrockenheit und ihrer Opferbereitschaft erfüllend.

Dieser Frontgeist, dieses immer frohgestimmte Pflichtgefühl, das unsere heutige Wehrmacht beschwingt, weist uns in diesem Film mit allem Denken und Fühlen hinein in das in die Zukunft bauende Reich Adolf Hitlers. Unserer Generation wurde vom Führer die Aufgabe gestellt, dem deutschen Volk für alle Zeiten eine gesicherte Lebensgrundlage zu schaffen. Aus den entschlossenen Gesichtern der deutschen Flieger blitzt der stählerne Wille, an ihrem Platz diese geschichtliche Mission zu erfüllen. Unser Sinn füllt sich mit Selbstvertrauen, Freude und der Gewissheit der Geborgenheit, wenn wir diese Flieger bei ihrer Arbeit, bei ihren Übungen sehen.

Der Film D III 88 ist aber nicht nur ein soldatisches, ein fliegerisches und maritimes Schaustück. Er zeigt zugleich die immer lauernden Zwischenfälle, die über Leben und Tod entscheiden und das Äußerste an kaltblütiger Umsicht fordern. Die Handlung ist voller dramatischer Steigerungen: Mit verhaltenem Atem folgen wir dem Ringen mit dem Glück oder Verhängnis. Dieser Film leuchtet auch in die menschlichen Leidenschaften, die unter dem uniformierten Außengewand zuweilen aus ihrer Verhaltenheit brechen.

Zwei hervorragend bewährte Flieger, die sich bisher freundschaftlich zugetan waren, geraten durch ein Missverständnis, das einem edlen Ehrgeiz entspringt, in eine in sich verbissene Feindschaft. Ein Befehl bringt es mit sich, dass sie in einem nächtlichen Flug über Deutschland in schweres Unwetter, in Nebel und Vereisung, geraten. Noch unheimlicher als der Kampf gegen die entfesselten Elemente der Luft ist die geladene Atmosphäre in der Kabine. Der Flug, der das Schicksal herausfordert, nur um vor dem anderen nicht schwächlich zu erscheinen, endet mit einem allerdings glimpflich verlaufenden Absturz. Da dieses menschlich verständliche Sichgehenlassen sich aber nicht mit der militärischen Disziplin verträgt, haben die beiden damit ihre Laufbahn aufs Spiel gesetzt. Sie erhalten Startverbot und dürfen an dem Manöver nicht teilnehmen. Da kommt ihnen der gute Geist des Fliegerhorstes, der Oberwerkmeister Bonicke, ein alter Frontsoldat, zu Hilfe. Der Kommandeur lässt sich umstimmen, und die beiden rechtfertigen durch eine unerhörte fliegerische Tat das Vertrauen, das ihnen wiedergeschenkt worden ist. - Im Gegenspiel zu den beiden Flieger-Helden tritt uns die erzieherische Größe und die menschliche Güte des Kommandeurs wie auch des alten Bonicke gegenüber, dessen Andenken durch den Einsatz seines Lebens mit der alten, den heutigen Anforderungen nicht mehr gewachsenen Kriegsmaschine ‚D III 8 8 ‘ verklärt wird. Der Frontgeist 1918 geht nicht nur in kämpferischen Erinnerungen, sondern auch in soldatisch echten, liebenswerten Gestalten durch diesen Film. Sie schlagen die lebende Brücke von dem Geist von 1918 zum wiedergekehrten heutigen Frontgeist. Und darin liegt der tiefste Sinn dieses Films der deutschen Luftwaffe.“

In der „Deutschen Allgemeinen Zeitung“ hieß es:

„Wer auch nur einen Funken von Gefühl für männliche Haltung und soldatisches Wesen bewahrt hat, der wird von diesem Fliegerfilm aufs tiefste gepackt werden müssen.“

Einordnung

„D III 88“ war – wie etwa „Pour le Mérite“ - ein weiterer Film zur „Wiederherstellung der Wehrfähigkeit des deutschen Volkes“. Er diente der Idealvorstellung vom „Kampfgeist“ und von der „Opferbereitschaft“ der Flieger, wobei die „Frontkameradschaft“ und der „Geist der Jagdflieger“ beschworen und glorifiziert wurden: „Im Dienst gibt es nur den Einsatz der ganzen Person. Reibungslose Zusammenarbeit, bedingungslose Hingabe.“ Zugleich diente die Sicht der Frontsoldaten des Ersten Weltkriegs – ein typisches Merkmal vieler NS-Filme – als Angriff auf die Novemberrevolution des Jahres 1918, wobei zugleich die „Dolchstoßlegende“ kolportiert wurde.

Es ging in „D III 88“ einmal mehr auch um Kameradschaft und Disziplin, rückhaltlose Hingabe und Glauben an die gemeinsame, größere Sache, für die es sich notfalls zu opfern gilt, und die erst in diesem Opfer ihren eigentlichen Sinn erhält. Dabei handelte es sich jedoch nicht um Disziplin im Sinne eines strikten Befehlsgehorsams, sondern um eine wahrhafte, nämlich „innere“ Disziplin, die sich daher notfalls auch über Befehle hinwegsetzen darf, wenn sie denn unter Einsatz der ganzen Person einem höheren Gemeinschaftsziel dient. Das Opfer wird nicht nur abstrakt der gemeinsamen Sache, dem Krieg, gebracht, sondern konkret mit einem Mythos der Jugendlichkeit verbunden: die Alten opfern sich für die Zukunft und das Leben der Jungen, wie diese wiederum sich für das Leben der sich beständig verjüngenden Nation opfern werden.

Gerade der Fliegerkult der NS-Zeit war zugleich Jugendkult, der zwischen der Vitalität des „jungen Lebens“ und dem Lausbübischen changierte. Als „Lausejungens" tituliert Bonicke auch die beiden Rivalen. Es ging nämlich eben nicht, wie oft angenommen, um den kantigen, mechanisierten soldatischen Mann, sondern vielmehr um eine vitale Jugendlichkeit. Am deutlichsten kann man eine solche Koppelung von Fliegerheld und Lausbub im Übrigen in den beiden „Quax“-Filmen mit Heinz Rühmann erkennen. Auch hier ging es natürlich um „Disziplin, Disziplin, Disziplin!", aber - wie Rühmann deklamierte-, die „Hauptsache ist die Kameradschaft und die Verantwortung vor sich selbst".

Ein maßgeblicher Grund für die Darstellung des Typus eines jugendlich frisch-fröhlichen Fliegerhelden lag darin, dass man auf diese Art und Weise Anschluss an die Jugend suchte – und zwar nicht nur im Publikum, sondern nicht zuletzt als Rekrutierungspotential der Luftwaffe. Man warb dabei für einen begehrten Artikel und kam mit dem Faszinosum Fliegen und Flieger den Wünschen des jugendlichen Publikums entgegen.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er wegen der in ihm enthaltenen Kriegspropaganda als Vorbehaltsfilm eingestuft. Seine öffentliche Aufführung ist seitdem nur eingeschränkt möglich. Heute beansprucht die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung die Auswertungsrechte.

Im Übrigen machte Herbert Maisch, der ursprünglich Theaterregisseur war, dann zum Film ging und vor DIII88 immerhin schon zehn, meist unterhaltsame Filme gedreht hatte, ehe er unter anderem den großen Propagandafilm Ohm Krüger (1941) sowie die heldischen NS-Weltanschauungsfilme Friedrich Schiller (1940) und Andreas Schlüter (1942) drehte, auch über das Kriegsende hinaus Karriere. Nach 1945 arbeitete er sowohl als Theaterintendant in Köln als auch als Filmregisseur in der Bundesrepublik, wofür er zahlreiche Ehrungen, u.a. das Große Verdienstkreuz, erhielt.

Fußnoten

[1] Die Darstellung folgt https://www.dhm.de/fileadmin/medien/relaunch/zeughauskino/Schuetz_D-III_-88.pdf, Giesen/Hobsch, Hitlerjunge, S. 225f., http://www.murnau-stiftung.de/movie/117 und http://de.wikipedia.org/wiki/D_III_88

zuletzt bearbeitet am: 26.03.2016

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