Die Rothschilds. Aktien auf Waterloo

„Die Rothschilds“ ist ein antisemitischer und antibritischer deutscher Propaganda-Spielfilm, den Erich Waschneck im Jahr 1940 für die UFA drehte. [1] Der Film war wenig erfolgreich. Nach seiner Uraufführung wurde er vom Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda daher zunächst zurückgehalten und erst am 2. Juli 1941 mit dem neuen Titel „Die Rothschilds. Aktien auf Waterloo“ zur allgemeinen Aufführung freigegeben. Heute ist die öffentliche Aufführung des „Vorbehaltsfilms“ in Deutschland nur mit einem begleitenden Kommentar sowie unter Auflagen gestattet.

Auf der Flucht vor Napoleon übergibt der kurhessische Kurfürst Wilhelm IX. 1806 in Frankfurt seinem jüdischen Agenten Mayer Amschel Rothschild Obligationen im Wert von 600.000 Pfund mit dem Auftrag, sie sicher nach England zu schaffen. Dieser benutzt das ihm anvertraute Geld, um damit innerhalb eines Jahrzehnts für sich selbst ein Vermögen von elf Millionen Pfund zu erwirtschaften. Schlüsselrollen fallen dabei seinen Söhnen zu, dem in der Londoner City operierenden Nathan und dem zum Ausbau des Finanzimperiums nach Paris entsandten James. Nathan, der sich vergeblich um Anerkennung in der britischen Gesellschaft bemüht, landet den größten Coup. Er lässt das Gerücht verbreiten, Napoleon habe bei Waterloo gesiegt, und kauft die daraufhin ins Bodenlose fallenden Aktien zu Spottpreisen. Schließlich verbündet er sich mit dem Kommissar des britischen Schatzamtes, um ganz Europa finanziell in seine Gewalt zu bringen. Der Film endet mit der Einblendung eines Davidsterns über der Karte Europas, indem sechs Finanzplätze als „Filialen Jerusalems“ mit Linien verbunden werden. Es folgen die Worte: „Als die Arbeit an diesem Filmwerk beendet war, verließen die letzten Nachkommen der Rothschilds Europa als Flüchtlinge. Der Kampf gegen ihre Helfershelfer in England, die britische Plutokratie, geht weiter.“

Zeitgenössische Kommentare

Die UFA verteilte Pressematerial mit folgendem Inhalt:

„Der Film Die Rothschilds - Aktien auf Waterloo befasst sich mit einem bedeutenden Abschnitt der englischen Geschichte. Er ist also keine Darstellung des Gesamtproblems ‚Judentum’; wohl aber zeigt er eine markante Episode jüdischen Machtstrebens in der Umwelt des kapitalistischen England. Das Ziel des Films war, den historischen Tatsachen in der filmischen Wiedergabe keinen Zwang anzutun. Und als Resultat ergab sich: Die Juden und die Vertreter der englischen Plutokratie sind einander wert. Am Anfang der Arbeit zu diesem Filmwerk stand die Tatsache des von der englischen Plutokratie entfesselten Krieges gegen das nationalsozialistische Deutschland. Die Verfilzung der führenden Schichten Großbritanniens mit dem Judentum sollte in diesem Film bis zur Quelle zurückverfolgt werden. Den Beginn der Verjudung Englands aber leitete das Haus Rothschild ein, jene verderbliche überstaatliche Macht des 19. Jahrhunderts, die fast bei jedem größeren politischen Ereignis ihre Hand im Spiele hatte. Im Vordergrund der Filmhandlung steht das geschichtlich beglaubigte Begebnis jenes Börsenmanövers um die Schlacht von Waterloo, deren Ausgang Nathan Rothschild für die Geldinteressen seines Hauses benutzte. Die Geschichte hat in diesem Film mitgeschrieben und formte jenseits aller spielfilmmäßigen Effekte einen sachlichen Bericht über jene Episode, in der auf der Londoner Börse ‚Aktien auf Waterloo‘ gehandelt wurden.“

Im „Illustrierter Film-Kurier“ Nr. 3120 heißt es 1940:

„Nach Börsenschluss macht Nathan seine Bilanz. Er hat Millionen verdient. Durch den Mut tapferer Soldaten. Und mit der Vernichtung zahlreicher Existenzen. Napoleon ist besiegt. Den Gewinn streicht Rothschild ein. George, der nach seiner Ankunft in London als ‚agent provocateur’ verhaftet und später wieder entlassen wurde, geht mit Phyllis und seinem Söhnchen außer Landes. Sylvia Turner gelingt es mit Aufbietung ihrer letzten Ersparnisse, ihren Mann aus dem Schuldgefängnis zu befreien. Das Leben geht weiter. Aber über die Himmel Europas zuckt der fahle gespenstische Schein auf, den das Zeichen der neuen Allianz ausstrahlt, der Stern der englisch-jüdischen Plutokratie, der Stern Davids ...“

Das „Programm von Heute“ schreibt 1940 in seiner Nr. 1660:

„An der Londoner Börse bricht eine Panik aus, Rothschilds Kreaturen verbreiten geschickt immer neue Katastrophengerüchte, die Kurse stürzen, alles verkauft um jeden Preis. Auch die Turnersche Gruppe verliert Kopf und Kragen bei dieser Baisse. Und Nathan Rothschild kauft, kauft so billig, wie er will, alles auf, was da an Vermögen verschleudert wird. Siebzehn Millionen Pfund Sterling netto hat er verdient, als der englische Sieg bekannt wird. Siebzehn Millionen mit sechsmal hunderttausend, die das Haus Rothschild dem Kurfürsten mit fünf Prozent abzüglich Spesen verzinsen wird. „Mein Watterloo“, ruft Nathan Rothschild aus, als er abrechnet. Er hat wahrlich gesiegt, und verloren haben die Engländer, die sich von diesem Moment an immer mehr in die Hände der Juden gaben.“

Der „Berliner Lokal-Anzeiger“ kommentierte den Film so:

„Der Film respektiert genau die geschichtlichen Daten und Hintergründe und ist streng dokumentarisch - und genau nachzuweisen. Er schließt jede billige Propaganda aus. Er zeigt ganz deutlich, was der Name Rothschild für ganz Europa bedeutet hat. Eine wirkliche Kalamität, eine grässliche Epidemie mit schlimmen Konsequenzen. Erzählt mit Stil und Feinheit, auf dem technischen wie auf dem künstlerischen Gebiet.“

Einordnung

Insbesondere das Ende des Films, so urteilen Rolf Giesen und Manfred Hobsch, solle den jüdischen „Sieg über die Welt“ grafisch durch die lineare Verbindung der Firmensitze zu einem Davidsstern verdeutlichen. Mit der Überblendung des Sterns von der Geographie der Landkarte in den Himmel übersetze der Film die NS-Propaganda-These von der „jüdischen Weltverschwörung“ mit den Mitteln des Mediums. Allerdings sei der Streifen aufgrund seiner „simplen Dramaturgie und theatralischen Form“ wenig erfolgreich gewesen. Dennoch war die vermittelte Botschaft eindeutig. „Deutschland befand sich am Anfang des Krieges, die Engländer galten als der Feind Nummer eins, also war jede Gelegenheit recht, um in diesem Film die Engländer als die Komplizen der Rothschilds anzuprangern: ‚Du sagst Rothschild, ich sage England‘, äußert die Tochter eines englischen Bankiers ihrem Vater gegenüber. Dieser antwortet: ‚Aber das ist das Gleiche. Wir sind eine Filiale von Jerusalem.‘“

Der Film ist einsehbar im „Steven Spielberg Film and Video Archiv“.

Fußnoten

[1] Das Folgende nach Giesen/Hobsch, Hitlerjunge, S. 251ff. und https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Rothschilds_%281940%29 (eingesehen am 29.3.2016)

zuletzt bearbeitet am: 29.03.2016

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