Der 22. Juni 1941 im Deutschen Rundfunk
Am frühen Morgen des 22. Juni erfolgte ohne vorherige Kriegserklärung der Angriff auf die Sowjetunion, an dem auf deutscher Seite mehr als 3 Millionen Soldaten beteiligt waren. Hitler teilte der überrascht und betroffen reagierenden deutschen Bevölkerung mit, das „bolschewistische Moskau“ sei im Begriff gewesen, „dem nationalsozialistischen Deutschland in seinem Existenzkampf in den Rücken zu fallen“.
Neben dieser Argumentation des Präventivschlags stilisierten Hitler und die NS-Propaganda den nach dem deutschen Kaiser und Kreuzfahrer Friedrich I. „Unternehmen Barbarossa“ genannten Überfall - zu einem „Weltanschauungskrieg“, der sich gegen den „jüdischen Bolschewismus“ richte und dem Deutschen Reich den dringend erforderlichen „Lebensraum“ im Osten sichere.
Tatsächlich dominierte nach Beobachtungen des Sicherheitsdienstes in der deutschen Bevölkerung jenseits aller Ängste bald die Überzeugung, „dass die Reichsregierung nicht anders handeln konnte“.
Maßgeblich zu diesem Stimmungsbild trugen sicherlich die zahlreichen Rundfunksendungen bei, die vorgaben, die Bevölkerung durch seriöse Nachrichten auf dem Laufenden zu halten. Die folgenden neun (!) Ausschnitte aus dem Programm des Reichsenders Köln wurden allesamt am 22. Juni 1941 gesendet und in Köln direkt vom Radioapparat aufgezeichnet.
Pressekonferenz im Außenministerium
In diesem rund 45-minütigen Mittschnitt der Pressekonferenz, die am Morgen des 22. Juni 1941 im Reichsaußenministerium abgehalten wurde, gibt Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop den in- und ausländischen Pressevertretern die Note bekannt, die seitens des Auswärtigen Amtes früh morgens der Sowjetregierung überreicht worden war. Die Sendung wurde über den Tag verteilt mehrfach ausgestrahlt.
Mit freundlicher Genehmigung des Historischen Archivs der Stadt Köln
Joseph Goebbels verliest die Erklärung Adolf Hitlers
Auch diese gut 30-minütige Sendung wurde am 22. Juni 1941 mehrfach ausgestrahlt – der her aufgezeichnete Mitschnitt gegen 9 Uhr am Morgen. Ihr zentraler Inhalt ist die Erklärung, die Reichskanzler Hitler zum Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion verfasste und von Propagandaminister Goebbels verlesen ließ.
Zu Beginn dieses Beitrags ist auch die „Russlandfanfare“ zu hören, die für den Rest des Krieges signalisierte, wenn „Sondermeldungen“ von der Ostfront gesendet wurden.
Mit freundlicher Genehmigung des Historischen Archivs der Stadt Köln
Bericht des Oberkommandos der Wehrmacht (OKW) und Nachrichten
Um 14 Uhr ging folgende Erklärung des Oberkommandos der Wehrmacht (Auszug) mit anschließenden Nachrichten über den Äther:
Mit freundlicher Genehmigung des Historischen Archivs der Stadt Köln
Erste Frontberichte
Neben Erklärungen, Berichten des OKWs und Nachrichten begann der Rundfunk bereits am 22. Juni 1941 mit umfangreichen „Frontberichten“, die den Hörern das Gefühl vermitteln sollten, „dabei zu sein“. Bereits gegen Mittag wurde dieser „Frontbericht einer Propagandakompanie“ gesendet:
Mit freundlicher Genehmigung des Historischen Archivs der Stadt Köln
Frontberichterstattung der Propagandakompanien
Über den Tag verteilt, folgten immer neue Reportagen der Propagandakompanien, die „hautnah“ über das Geschehen an der neuen Front berichteten.
Mit freundlicher Genehmigung des Historischen Archivs der Stadt Köln
Berichte über Erfolge der Luftwaffe
Am späten Nachmittag wurden die Radiohörer in Deutschland über erste große Erfolge der deutschen Luftwaffe in Kenntnis gesetzt.
Mit freundlicher Genehmigung des Historischen Archivs der Stadt Köln
Sondersendung „Einsatz im Osten“
In der vorgezogenen Abendsendung, die den Titel „Einsatz im Osten“ trug, wurden dann um 18.45 Uhr wieder „Frontberichte“ ausgestrahlt.
Mit freundlicher Genehmigung des Historischen Archivs der Stadt Köln
Die 20-Uhr-Nachrichten
Die abendlichen Nachrichten zur Hauptsendezeit um 20 Uhr hatten folgenden Wortlaut [Auszug]:
Mit freundlicher Genehmigung des Historischen Archivs der Stadt Köln
„Betrachtungen zur politischen Lage“
Nach all den hektischen Ereignissen, Erklärungen und Reportagen wurde schließlich 15-minütige „Betrachtungen zur politischen Lage“ ausgestrahlt, die den Hörern den deutschen Überfall erklären und in einen größeren Kontext stellen sollten.
Mit freundlicher Genehmigung des Historischen Archivs der Stadt Köln