Feldzug in Polen

Feldzug in Polen ist ein von Fritz Hippler produzierter propagandistischer Dokumentarfilm über den deutschen Polenfeldzug im September 1939.[1] Er entstand laut einer Anzeige in der „Neue Leipziger Zeitung“ vom Februar 1940 aus „dem Film-Material der Bildstellen der Luftwaffe, erbeuteten polnischem Material und den Filmberichten der Propaganda-Kompanien“. In einer ersten Fassung bereits 1939 fertiggestellt und der Zensur vorgelegt, konnte der Streifen wegen Spannungen zwischen dem Reichspropagandaministerium und dem Oberkommando des Heeres, das sich darin zu wenig gewürdigt sah, in einer längeren Kinofassung erst nach einem zweiten Zensurdurchlauf am 8. Februar 1940 uraufgeführt werden. Vermutlich wurde die kürzere erste Fassung jedoch in Veranstaltungen der NSDAP-Gaufilmstellen gezeigt.

Es handelt sich um einen reinen Kriegspropagandafilm ohne eigene Spielhandlung, der aus Material der Deutschen Wochenschau zusammengeschnitten wurde. Entsprechend galt „Feldzug in Polen“ als „Gemeinschaftsarbeit der deutschen Wochenschauen in Zusammenarbeit mit dem Oberkommando der Wehrmacht“. Die Film-Prüfstelle in Berlin erklärte den Streifen am 27. Januar 1940 als „jugendfrei, staatspolitisch wertvoll, künstlerisch wertvoll, volksbildend“ und als „Lehrfilm“, der „zur Vorführung am Karfreitag, am Bußtag und am Heldengedenktag geeignet“ sei.

Der Film berichtet von (angeblichen) Übergriffen auf Deutsche in Polen, charakterisiert England als eigentlichen Aggressor, zeigt aus deutscher Perspektive den „Widersinn der Danziger Lösung“ sowie „die langjährigen Versuche des Führers, eine auf Dauer unhaltbare Situation auf friedlichem Wege zu bereinigen“ (Film-Kurier, 9. 2 1940).

Heer, Marine und Luftwaffe werden bei Kriegshandlungen dargestellt, wobei Kartentrickaufnahmen den Kriegsverlauf verdeutlichen. Zudem wird gezeigt, wie Hitler Soldaten an der Front besucht und – wohl um Volksnähe zu demonstrieren - deren Essen teilt. Bilder der Zusammenkunft der deutschen Wehrmacht und der sowjetischen Armee bei Brest-Litowsk mit gemeinsamer Militärparade sowie die Bombardierung und Kapitulation Warschaus sind weitere Kapitel dieses Films, der mit einer Siegesparade vor Hitler in Warschau und dem Aufgreifen des Themas des Deutschlandlieds durch den Filmkomponisten Herbert Windt bei flatternder Reichskriegsflagge endet.

Der Film wurde im gesamten Reichsgebiet in zumeist festlichem Rahmen aufgeführt, so beispielsweise am 11. Februar in Leipzig: „Vorraum und Theaterraum selbst trugen reichlich Fahnenschmuck, unmittelbar vor der Leinwand war ein großes eisernes Kreuz angebracht. In allen Vorstellungen des ersten Spieltages spielte ein Musikkorps unter Leitung von Musikmeister Giltsch“, heißt es hierzu am 14. Februar 1940 im Film-Kurier. Und über eine Aufführung am 22. Februar 1940 in Bochum berichtet das gleiche Organ vier Tage später über „musikalische Darbietungen einer Kapelle der Wehrmacht“. „An dieser festlichen Erstaufführung nahmen zahlreiche namhafte Persönlichkeiten der Wehrmacht, Partei und Behörden teil. Am Freitag kommt der Film im Gau Westfalen-Süd gleichzeitig in acht Theatern zur Aufführung, die allesamt gleichfalls für einen festlichen Start die erforderlichen Vorbereitungen getroffen haben.“

„Feldzug in Polen“ brach offenbar zahlreiche Rekorde. Das Leipziger „Gloria-Palast“ etwa meldete einen „absoluten Hausrekord seit dem Jahre 1933“. Allein in der ersten Woche wurden vielerorts Rekordbesucherzahlen registriert und in 30 deutschen Städten rund 750.000 Besucher gezählt. An einzelnen Stellen mussten nach Angaben des Film-Kuriers sogar Polizeiaufgebote eingesetzt werden, „um die Ordnung des Verkehrs aufrecht zu erhalten“. Und in den „Meldungen aus dem Reich“ berichtete der Sicherheitsdienst der SS am 14. Februar 1940: „Der Film ‚Feldzug in Polen‘ findet nach zahlreichen Meldungen aus der Reichshauptstadt das stärkste Interesse der Bevölkerung. Die Vorstellungen sind zum größten Teil bis auf den letzten Platz ausverkauft und zahlreiche Besucher müssen wegen der Überfüllung zurückgewiesen werden. In fast allen Lichtspielhäusern kam es bei den besonders eindringlichen Szenen zu spontanen Beifallskundgebungen. Eifrige Filmbesucher, die während des Polenfeldzuges keine Wochenschau versäumten, bemerkten zwar, ohne dass dies eine Kritik sein soll, dass der Film eine geschickte Zusammenstellung des Wochenschaumaterials darstelle, diejenigen aber, die nicht alle Wochenschauen kannten, bringen zum Ausdruck, dass dieser Film für sie seit Kriegsbeginn das stärkste Filmerlebnis gewesen sei.“ Am Ende von Vorstellungen sei es mehrfach zu Debatten „in der Richtung“ gekommen, „dass es die einen als richtig empfinden, den Film in ernster Haltung entgegen zu nehmen, dass andere darüber empört sind, dass nicht das ganze Haus sich in spontanen Beifallskundgebungen zusammenfinde“. Am 6. März hieß es an gleicher Stelle ergänzend: „Die stärkste Wirkung übte er in den Grenzgebieten, in den neuen Reichsgauen und allgemein auf dem Land, wohin er durch Tonfilmwagen gebracht worden war, aus. (...) Die stimmungsmäßige Auswirkung dieses Films sei, so wird vielfach betont, gerade in Hinblick auf etwaige Verschärfungen der Kriegslage, außerordentlich günstig.“

Zeitgenössische Kommentare

Laut „Film-Kurier“ handelte es sich bei dem Werk um einen Film, der kommen musste: „Der in der Kriegsgeschichte einzig dastehende Blitzsieg über die militärische Macht eines 38-Millionen-Staates verlangte nach einer zusammenfassenden filmischen Darstellung.“ Und in „Der Film“ wurde am 10. Februar 1940 kommentiert, der Propagandafilm sei „ein Werk, wie es würdiger, großartiger und gekonnter nicht zu denken ist, überraschend in seiner Gestaltung, in seiner Photographie, in seinem Schnitt, erregend, packend und ergreifend vom ersten bis zum letzten Bilde, meisterhaft in seiner Komposition und großartig vor allem deshalb, weil der dokumentarische Charakter hier keineswegs verwischt wurde, sondern in besonderem Maße erhalten blieb“.

Laut Film-Illustrierte vom 18. Februar 1940 kam „Feldzug in Polen“ „die Aufgabe zu, das Geschehen der Zeit widerzuspiegeln, es Millionen von Menschen in zusammenhängender Form bildhaft zu vermitteln und aus der eigenen Wirkung heraus gemeinschaftsbildend zu sein. Die Wochenschauen von der Front haben immer wieder gezeigt, in welchem Maße es dem Filmbild gelingt, eine Verbindung zwischen den kämpfenden Männern der Front und den schaffenden Volksgenossen in der Heimat herzustellen.“

Eine längere Rezension zum Film verfasste Ernst Jerosch. In seiner am 10. Februar 1940 in „Der Film“ abgedruckten Besprechung heißt es:

„Ein Dokument größten Stils - Feldzug in Polen - In 60 Berliner Filmtheatern
Es ist nicht unsere Art, über alles und jedes große Worte zu machen. Der Superlativ kann nur dann wirken, wenn man ihn nicht missbraucht. Hier nun ist eine Gelegenheit gegeben, ihn anzuwenden, denn der von der Deutschen Filmherstellungs- und Verwertungs- G. m. b. H. hergestellte Film „Feldzug in Polen" ist ein Dokument gewissen Stils, ein Werk, wie es würdiger, großartiger und -gekonnter nicht zu denken ist, überraschend in seiner Gestaltung, in seiner Photographie, in seinem Schnitt, erregend, packend und ergreifend vom ersten bis zum letzten Bilde, meisterhaft in seiner Komposition und großartig vor allem deshalb, weil der dokumentarische Charakter hier keineswegs verwischt wurde, sondern in besonderem Maße erhalten blieb.
Dieser Blitzkrieg von knappen vier Wochen, in dem ein Staatengebilde - nicht etwa ein Staat - von der Landkarte weggewischt wurde, ist etwas Einmaliges in der Gesichte. Niemand in der Welt hat es sich am 1. September 1939, als der Führer im Reichstag verkündete, dass Deutschland die ewigen Provokationen satt habe und nunmehr in Polen einmarschiere - niemand hat damals daran gedacht, dass in so kurzer Zeit der Sieg erfochten werden könne. Eine beispiellose Organisation, aber auch eine beispiellose Leistung der Truppen, ja, jedem einzelnen Mannes führten zu diesem Sieg. Und von dieser Leistung kündet der Film.
Er beginnt mit der Vorgeschichte. Während im deutschen Danzig und in Pommerellen die Volksdeutschen von den Polen geknechtet und bis zum letzten gereizt werden, „verhandeln" englische Politiker, geben Garantien und versuchen, durch Reden ein Problem hinzuhalten, das durch Taten gelöst werden will. Die polnische Regierung nimmt ein unerhört loyales Angebot des Führers, das sich auf die Planung einer Autotrasse durch den „Korridor" und einen fünfundzwanzigjährigen Nichtangriffspakt erstreckt, einfach nicht zur Kenntnis. - Reichsaußenminister v. Ribbentrop schließt in Moskau dann den Wirtschaftsvertrag mit der Sowjet-Union ab, eine Wendung, die Westmächte nicht erwartet haben. Aber während dort noch Pläne gegen Deutschland geschmiedet worden, rücken unsere Truppen bereits siegreich in Polen vor. Glänzende Trickaufnahmen des Ateliers Svend Noldan veranschaulichen die strategische Lage. Und dann sieht man den Einsatz der Wehrmacht. Marschierende Infanterie, feuernde Artillerie, die den Marsch vorbereitet, Pioniere, die in vorderster Linie die Wege zu ebnen versuchen, die auch dort, wo sie von den zurückweichenden Polen nicht zerstört sind, eigentlich die Bezeichnung „Straße" nicht verdienen, so unwegsam sind sie. Man erlebt den Flug eines Sturzbombers mit, sieht in großartigen Bildern die Einschläge der schweren Brocken. - Danzig ist zu Deutschland zurückgekehrt, der Weichselkorridor ist befreit, und nun setzt mit unvorstellbarer Gewalt der Angriff auf Warschau ein, das dann nach der Riesenschlacht im Weichselbogen sich nach dreitägiger Beschießung ergibt. 120 000 Mann Besatzung allein aus Polens Hauptstadt verfallen der Gefangennahme. Der für Polen so traurige „Marsch auf Berlin" beginnt. Der Feldzug ist zu Ende.
Fritz Hippler hat dieses Dokument, für dessen künstlerischen und historischen Wert kein Wort des Lebens zu hoch gegriffen scheint, gestaltet. In den Bildern aber ist es eine Gemeinschaftsarbeit der Wochenschaukameraleute, die hier ihr bestes Können einsetzten und deshalb sämtlich genannt werden sollen. Wir finden unter ihnen alte und junge. Namen von Klang und Namen, die man bisher nur seltener hörte, aber sie alle beweisen mit diesen Aufnahmen eine Meisterschaft, der man so leicht nichts in der Welt gegenüberstellen kann. (…) Den Schnitt besorgte Albert Baumeister, die - oftmals schaurig den Takt zu dem grausigen Geschehen schlagende, mitunter aber auch nicht unhumorige - Musik schuf Herbert Windt, dem hier wieder eine Siegessymphonie sondergleichen gelang. (…)
Bei der Uraufführung des Films in einer Sondervorführung am vergangenen Donnerstag im Ufa-Palast am Zoo war Reichsminister Dr. Goebbels anwesend. Das Stabsmusikkorps des Wachbataillons der Luftwaffe Berlin unter Leitung von Stabsmusikmeister Teichmann spielte einleitend den „Feierleichen Einzug der Ritter des Johanniterordens“ von Richard Strauss. Nach der neuesten Wochenschau lief dann der Kulturfilm der DFG „Eine Division greift an“, den Dr. Scheunemann gestaltete und der eine Übung mit scharfen Waffen zeigte. Der ausgezeichnete Film leitete dann über zu dem Marsch der Deutschen in Polen, der wiederum vom Stabsmusikkorps des Wachbataillons der Luftwaffe gespielt wurde. Und dann lief der großartige Film, den seit gestern jedermann in 60 Berliner Filmtheatern zu erleben Gelegenheit hat. Und wir zweifeln nicht, dass sich wirklich jeder diesen Film ansehen wird, denn er gibt mehr als ein Film eigentlich geben kann: er gibt unverfälschte Geschichte, großartig, meisterhaft, künstlerisch gestaltet.“

Filmausschnitte

Das Bundesarchiv bietet auf seiner Website folgende Ausschnitte aus dem Film zur direkten Einsichtnahme an:

Mit Mann und Roß und Wagen
Polen nach dem Versailler Vertrag
Eroberung Polens in wenigen Tagen
Kartenanimation zur Schlacht am Weichselbogen
Schulschiff 'Schleswig-Holstein' bombardiert die Westerplatte
Volksdeutsche begrüßen die Wehrmacht
Stuka-Angriff
Die Deutsche Wochenschau 638-1942

Auf der Website des United States Holocaust Memorial Museum ist der Film in 14 Teilpassagen aus dem „Steven Spielberg Film and Video Archive“ zu sehen:

Fußnoten

[1] Zum Folgenden vgl. https://www.bundesarchiv.de/oeffentlichkeitsarbeit/bilder_dokumente/01175/index-17.html.de [eingesehen am 25.3.2016]

zuletzt bearbeitet am: 26.03.2016

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