Stukas

Stukas ist ein deutscher Kriegsfilm von Karl Ritter aus dem Jahr 1941. [1] Der Propagandafilm, der mit Unterstützung der Luftwaffe entstand, wurde am 27. Juni 1941 uraufgeführt. Er erhielt die Prädikate staatspolitisch wertvoll, künstlerisch wertvoll, volkstümlich wertvoll sowie jugendwert. Nach 1945 wurde der Film von den Alliierten Militärbehörden verboten.

Der Film berichtet am Beispiel einer Fliegerstaffel vom Luftkrieg gegen Frankreich, von extremer Anspannung im Kampf und anschließenden Ruhepausen. Hauptpersonen des Films sind Flieger zweier Staffeln namensgebender deutscher Sturzkampfflugzeuge („Stukas“). Der Streifen verfolgt keine stringente Handlung, sondern ist episodisch gegliedert, mit dokumentarisch inszenierten Teilen, roh und gibt sich „lebensecht“. Mehrere Flieger sterben und werden von ihren Kameraden geehrt. Dabei geschieht dieses Sterben allerdings „off-screen“ und wird im Film lediglich mündlich vermittelt. Weitere Soldaten geraten in Gefangenschaft oder schlagen sich hinter den feindlichen Linien zurück zum Lager durch.

In einer Nebenhandlung wird ein Offizier schwer verwundet und leidet danach unter Depressionen. Er fährt mit einer gutmütigen Krankenschwester zu den Richard-Wagner-Festspielen in Bayreuth, wo er bei dem Orchesterzwischenspiel „Siegfrieds Rheinfahrt“ aus der Oper „Götterdämmerung“ neuen Lebensmut fasst und geht zurück zu seinen Kameraden geht, die ihn frenetisch begrüßen.

Nach dem Waffenstillstand mit Frankreich freut sich die Stuka-Einheit auf den Einsatz gegen England.

Zeitgenössische Kommentare

In einer „Stukas – Heldenepos der deutschen Luftwaffe“ überschriebenen Besprechung des Streifens in der „Filmwelt“ heißt es im Dezember 1940:

„Der Ruhm des deutschen Soldaten erfüllt die Welt. Männer aller Waffengattungen haben im Osten, Norden und Westen gekämpft und gesiegt. Mehr als einmal hat sich dabei unsere junge Luftwaffe als schlachtentscheidende Streitmacht erwiesen. So konzentriert sich auf sie in besonderem Maße das bewundernde Interesse der Welt; aber sie steht dafür auch im Brennpunkt der feindlichen Hetzlügen. Innerhalb der Luftwaffe waren es wieder die deutschen Stukas - diese sonderbaren Vögel mit den Knickflügeln -, die mit unheimlicher Genauigkeit auf ihre Ziele niederstießen, denen das Wutgeschrei unserer Gegner und also die Neugier der Welt galten. Man fragte sich draußen: Was sind denn das für Menschen, die in diesen rätselhaften Maschinen sitzen? Aus dem Gefühl heraus, dass man dem Kampfgeist und der Todesverachtung unserer Stuka- Männer ein Denkmal setzen müsse, ist die Idee zu dem Ufa-Film Stukas geboren worden. Wir wollten ein echtes, unverzerrtes Bild deutschen Fliegerlebens geben, das in seiner schlichten Wahrheit auch die Hasslügen der Feindhetze ohne weiteres entkräften wird. Dazu trat noch ein persönlicher Grund: Mich als alten ‚Aviatiker’ reizte es mächtig, die Wunder-Waffe kennen zu lernen und zu erleben, wie sie arbeitet. So habe ich mich denn eines Tages militärisch zu den Stukas abkommandieren lassen und dabei einige Wochen lang die Männer und ihre Maschinen studiert.

Solch ein Studium der Wirklichkeit ist - das muss ich hier einschalten - umso notwendiger, je zeitnäher ein Filmstoff ist. Kann ich in einem historischen Film großzügig mit Menschen und Milieu schalten und mit breiten Strichen gewissermaßen ein grandioses Fresko malen, so bin ich bei Gegenwartsstoffen an die genaueste Wiedergabe der Wirklichkeit gebunden. Selbst die scheinbar unwichtigen Kleinigkeiten müssen stimmen, weil man sonst ja immer Gefahr liefe, einem Zuschauer, der die Dinge kennt, den Eindruck unbedingter Wahrhaftigkeit zu zerstören. Ein Filmthema, das Stukas heißt, darf man nicht konstruieren, seine Figuren nicht ertüfteln, sondern muss alles nach der Wirklichkeit gestalten.

Als Felix Lützkendorf und ich gemeinsam das Drehbuch schrieben, hat mir so die Wirklichkeit immer als Kontrolle gedient. Bei jedem Satze, den wir einen Stuka-Mann sprechen ließen, haben wir uns gefragt: Würde der Mensch, den ich kenne und den wir nun in eine Filmrolle verwandeln, in dieser Lage auch so handeln? Redet er wirklich so? Passt dieser Ausdruck zu seinem Charakter, seinem Werdegang und seinen Neigungen? Wir haben auf diese Weise unsere Filmdichtung immer mit der Wirklichkeit verglichen. Wenn wir wissentlich Dichtung und Wahrheit überhaupt vermischt haben, so nur in der Weise, dass wir manche Erlebnisse von verschiedenen Stuka-Männern einer einzigen Filmgestalt zuschreiben mussten, um die Handlung straff zu konzentrieren. Nach den lebenden Vorbildern sind dann auch die Darsteller für die einzelnen Rollen herausgesucht worden. Die Handlung unseres Films bleibt innerhalb einer einzigen Formation, einer Stuka-Gruppe. Solch eine Stuka-Gruppe, aus dem Stab und drei Staffeln bestehend, wird in unserm Film von Carl Raddatz kommandiert: Er ist der Typ des deutschen Fliegers, einfach, unproblematisch, ein Draufgänger mit Verantwortungsgefühl. Ihm zur Seite steht als Adjutant eine Figur besonderer Art: Albert Hehn, ein aufgeweckter, schneidiger Offizier, immer auf Draht, ein Glückspilz, lebenslustig, etwas leichtsinnig und großer Frauenliebling. Dann kommt Egon Müller-Franken als Technischer Offizier: freundlich, still, bescheiden. Als Gruppenarzt erscheint der Münchner Schauspieler Otto Eduard Hasse. Seine Rolle zeigt ihn als überlegenen Ästheten und Plauderer; er kann das Zivil nie ganz verleugnen und ... ist privatim Zauberkünstler. Nun die drei Staffelkapitäne: Hannes Stelzer, diesmal als rauer, spottlustiger Krieger, was ihm ausgezeichnet liegt, spöttisch und etwas schnoddrig, er hasst Sentimentalitäten und liebt ‚schräge Musik’, worunter Tanzweisen zu verstehen sind. Die zweite Staffel hat Karl John: laut, derb und zackig, Landsknechtsnatur und Raubein, toller Flieger; er ist einer von denen, die von einem Feindflug nicht wiederkehren. Der dritte Staffelkapitän ist Herbert Wilk, genannt ‚der Philosoph’, ein ruhiger, asketischer Mann, der ernste Gespräche liebt und den die Generalstabskarriere erwartet. Unter den Offizieren sind besonders bemerkenswert: Ernst von Klipstein, genannt der ‚Patzer’ oder ‚Bombi’, sehr elegant und etwas dandyhaft, ehemaliger Kavallerist, mutig und entschlossen, ein gewaltiger Kämpfer, dem aber alles danebengelingt: der ewige Pechvogel. Den Jüngsten der Gruppe spielt ein Neuling, den ich von der Filmakademie geholt habe: Johannes Schütz. Frauenrollen gibt es übrigens nur zwei: Schwester Ursula, von Else Knott gespielt — damit zum ersten Mal wieder im Film seit Morgenrot — und Marina von Dittmar als eine junge Französin. Die Besetzung eines Films ist am besten der Saitenbespannung eines Flügels zu vergleichen; jede Rolle ist eine Saite, die zum Klingen gebracht werden muss. Wenn ich die ‚Toccata’ von Bach spielen will und es ist auf meinem Instrument nur eine einzige Saite falsch gestimmt, so muss dieser eine Fehler den gesamten Eindruck zerstören. Aber ich hoffe, dass bei dem Film Stukas alle Saiten richtig gespannt, alle Gestalten richtig besetzt sind.“

Dr. Günther Sawatzki, der unter anderem für die „Filmwelt“ schrieb, kommentierte:

„Helle Begeisterung verklärt Gefahr und Wagnis. Kameradentreue beweist ihre Kraft, wenn immer wieder notgelandete Kameraden mitten aus dem Feinde herausgeholt werden. Das Leben jedes Einzelnen empfängt unaufhörlich aus dieser Kameradschaft einen Zustrom von Kraft. Die Treue nimmt dem Tode seine Schrecken. So steigert sich die Empfindung bis zur festlichen Höhe Hölderlin’scher Hymnen und Wagner’scher Musik.“

Einordnung

Für krachende Kriegspropaganda, gewürzt mit Actionszenen und derbem Humor, war im „Dritten Reich“ vor allem Karl Ritter zuständig, der schon Mitte der 1920er Jahre in die NSDAP eingetreten war und nach 1933 schnell Karriere machte. Die nationalsozialistische Luftwaffe verherrlichte der ehemalige Fliegeroffizier gleich in zwei großen zeitnahen Filmen, Pour le Mérite (1938) und Stukas (1941). Sein bereits weit gediehener Film über die Legion Condor aus dem Jahr 1939 wurde dagegen nie fertig gestellt, weil dessen antibolschewistische Stoßrichtung nach dem Hitler-Stalin-Pakt nicht mehr opportun schien.

Rainer Rother schrieb 2003 über den Film: „Er ist im nationalsozialistischen Verständnis die vollendete Entsprechung der neuen Wirklichkeit des Krieges, und die gilt nicht zuletzt für das ‚Bildnis des deutschen Soldaten im Film’, welches (...) zunächst die Wochenschau präsentierte. (...) Die Schauspieler sind in den Flugszenen mit einem metallisch wirkenden, glänzenden Grau der Gesichter aufgenommen – sie sind tatsächlich Verkörperungen eines stählernen Kämpfertyps, Maschinenmenschen, die ihre Flugzeuge, ihre Bomben vollendet zu bedienen wissen, weil sie mit der Apparatur verschmolzen, mit ihr bis in die Hauttönung eins geworden sind.“

Rolf Giesen und Manfred Hobsch kommentieren „Stukas“ so:

„Zum Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 kam das Loblied auf die Sturzkampfbomber, gesungen von Karl Ritter, der auf überwältigende Bilder offensiven Kriegsgeschehens und Zuschauerüberrumpelung spezialisiert war, gerade recht. Im Mittelpunkt des Filmes stehen permanent agierende Sturzkampfflieger, die ihre Maschinen mit demoralisierendem Sirenengeheul auf alles steuern, was sich bewegt. Zwischen Zerbomben, Zerstören, Vernichten spielen Szenen auf dem Fliegerhorst, wo kernige Männer ungeduldig auf die nächsten Einsätze warten. Geht doch einmal ein Flugzeug zu Bruch, kommt stets Rettung auf wunderbare Weise. Die mystische Beschwörung von militärischen Siegen und der Unüberwindlichkeit deutschen Heroismus’ lässt den Krieg als Sport erscheinen und das NS-Regime als eine dynamische, gigantische Macht. Sogar Hölderlin wird zitiert: ‚Umsonst zu sterben, lieb’ ich nicht, doch lieb’ ich zu fallen am Opferhügel.‘

Über das gutgläubige deutsche Publikum bemerkte Karsten Witte:‘„Der volkstümliche Realismus lässt an Wunder glauben, die nur in der Zuschauerfantasie sich ereignen. In Ritters Propagandafilm Stukas (1941) will O. E. Hasse für einen durstigen Flieger französischen Wein in Wasser verwandeln, doch taucht die Kamera vor dem Trick weg.‘

Nach dem Waffenstillstand mit Frankreich geht es weiter, die Stuka-Einheit befindet sich jetzt im Einsatz gegen England. Gefallene Kameraden werden zwar erwähnt, die Trauer weicht aber schon bald angesichts neuer ‚heldenhafter‘ Aufgaben. ‚Der Tod hat plötzlich kein Gewicht mehr!‘, tröstet der Film die Hinterbliebenen des Großdeutschen Reiches. ‚Man denkt nicht mehr daran, dass die Kameraden gefallen sind, sondern nur noch, wofür sie gefallen sind.‘ Ein ausschließlich militärisch orientierter Film, ganz im Dienst der Kampfmoral der Front und des Durchhaltewillens in der Heimat.“

Fußnoten

[1] Das Folgende nach Giesen/Hobsch, Hitlerjunge, S.330ff., https://www.dhm.de/archiv/kino/unter_vorbehalt_2012_6_7_8.html und https://de.wikipedia.org/wiki/Stukas (eingesehen am 26.3.2016)

zuletzt bearbeitet am: 26.03.2016

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