„Nationalpolitische Erziehung“ an höheren Schulen
Nachdem der Oberpräsident der Rheinprovinz die ihm unterstellten höheren Schulen am 21. Juli 1933 darauf verpflichtet hatte, Schüler und Schülerinnen im Rahmen „besonderer Schulungsstunden“ künftig „zu selbstlosen, pflichttreuen, opferwilligen, vaterlandsliebenden Deutschen zu erziehen“, machten sich die Schulleitungen eilfertig an die Umsetzung dieser neuen Vorgaben. So berichtete etwa das ausgesprochen katholisch orientierte Gymnasium in Essen-Borbeck Ende November 1933, es würden seit dem 1. August vierzehntägig solche Stunden stattfinden. Die behandelten Themen waren eindeutig und vollständig im Sinne der neuen Machthaber:
„Die Aufgaben in diesen Schulungsstunden waren: Prägen des Grenzlanddeutschtums, Separatismus in den Rheinlanden, Bauerntum, Wehrsport, Arbeitsdienst. Drei Schulungsstunden wurden ausgefüllt durch den Besuch von Filmvorführungen: SA-Mann Brandt, Hitler-Jugend in den Bergen, Eupen-Malmedie, Die Fahne hoch, Hitlerjunge Quex. Bisher sind für diese Veranstaltungen alle Klassen herangezogen worden.“
Sehr schnell reichen solche schulinternen Veranstaltungen nicht mehr aus. Das „Lager und Kolonne“ in den Augen des NS-Regimes die neue Erziehungsform sein müsse, ordnete Erziehungsminister Rust am 4. Oktober 1933 die obligatorische Durchführung von „Nationalpolitischen Lehrgängen“ an. Auch jetzt folgte die Umsetzung auf dem Fuß, und bereits ab Dezember 1933 machten sich die ersten Schulklassen auf den Weg in solche „Lager“, die in aller Regel in Jugendherbergen stattfanden.