Die illustrierten Zeitschriften der NS-Zeit
Schon lange vor 1933 wurde der deutsche Zeitungsmarkt durch ein hoch differenziertes und die verschiedensten Interessen bedienendes Angebot an Zeitschriften flankiert. Bereits 1906 zählte man in Deutschland mehr als 6.130 verschiedene Zeitschriften. Dabei förderten insbesondere die großen und weit verbreiteten Publikumszeitschriften die Visualisierung des Alltags.
Das damit verknüpfte propagandistische und mediale Potenzial wurde natürlich auch von den NS-Propagandisten schnell erkannt, die sich dieses Medienformat zu Eigen machte. Die Beliebtheit von Zeitschriften und überhaupt von Visualisierung führte parallel zu einer zunehmend professionalisierten Pressefotografie.
Der Absatz von Illustrierten und Wochenzeitungen stieg von 1933 bis zum Kriegsbeginn um fast 33 Prozent an. Kurz vor Kriegsbeginn gab es immerhin 3,8 Millionen Abonnenten von Publikumszeitschriften, denen 13,7 Millionen Haushalte mit einer abonnierten Tageszeitung gegenüberstanden.
Die „Berliner Illustrierte Zeitung“ blieb die mit Abstand auflagenstärkste deutsche Illustrierte. Ihre Auflage stieg von 1,1 auf 1,5 und schließlich auf zwei Millionen Exemplare. Mit vergleichbarer Namensgebung und in ähnlicher Aufmachung erschienen in geringerer Auflage zahlreiche weitere Blätter wie die „Münchener Illustrierte Presse“, die „Hamburger Illustrierte“ oder die „Kölnische Illustrierte Zeitung“ – um hier nur einige zu nennen. Ergänzt wurden diese Blätter vom „Illustrierten Beobachter“, der Wochenillustrierten der NSDAP. Sie alle folgten weitgehend einer Grundstruktur: Stars, Naturidyllen, die Vermittlung der Welt als optimistische, das Lebensgefühl erhebende, bilderreiche Chronik - in der es noch kein konkurrierendes Fernsehen gab.
Daneben eröffneten diese Illustrierten während des Krieges Blicke auf die zahlreichen Kriegsschauplätze. Sie zeigten aber nicht etwa Not, Elend, Zerstörung und Tod, sondern lächelnde oder harte – immer aber siegreiche - deutsche Soldaten und immer wieder Adolf Hitler als siegreichen und genialen Feldherrn. Hinzu traten Polemiken gegen Kriegsgegner und – häufig rassistisch gefärbte – Vorstellungen von feindlichen Soldaten.
Über die Wirkungsweise dieser illustrierten Zeitschriften ist vergleichsweise wenig bekannt, wie überhaupt festzustellen ist, dass die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem deutschen Zeitschriftenwesens der NS-Zeit noch in allerersten Anfängen steckt. Hier gibt es sicherlich noch viel zu entdecken.
Die hier präsentierten Ausgaben von vier der bekanntesten Illustrierten konzentrieren sich auf Mitte Juli 1941, also die Wochen nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion. Sie werden – zumindest zum Teil – auch im Hause Roos gelesen worden sein. Die Ausgabe der „Münchener Illustrierte Presse“ zeigt außerdem indirekt eine damals weitverbreitete Rezeption der Inhalte dieser Blätter. Einige der dort zahlreich abgedruckten Fotos wurden ausgeschnitten – mit hoher Wahrscheinlichkeit, um in eines der zahlreichen „Kriegstagebücher“ eingeklebt zu werden, die von Schülerinnen und Schülern auf Anweisung von oben geführt werden sollten. Aber auch viele Erwachsene ergänzten ihre Aufzeichnungen mit derartigem Bildmaterial.
So kamen die Kriegsschauplätze mit Hilfe der Illustrierten in die deutschen Wohnzimmer, und die NS-Propaganda fand unmittelbaren Eingang in viele Selbstzeugnisse.
Berliner Illustrierte Zeitung, 17. Juli 1941
Kölnische Illustrierte Zeitung, 17. Juli 1941
Münchener Illustrierte Presse, 10. Juli 1941
Das Illustrierte Blatt - Frankfurter Illustrierte, 9. August 1941
Illustrierter Beobachter, 24. Juli 1941