Zeitgenössische Kommentare
In einer „Stukas – Heldenepos der deutschen Luftwaffe“ überschriebenen Besprechung des Streifens in der „Filmwelt“ heißt es im Dezember 1940:
„Der Ruhm des deutschen Soldaten erfüllt die Welt. Männer aller Waffengattungen haben im Osten, Norden und Westen gekämpft und gesiegt. Mehr als einmal hat sich dabei unsere junge Luftwaffe als schlachtentscheidende Streitmacht erwiesen. So konzentriert sich auf sie in besonderem Maße das bewundernde Interesse der Welt; aber sie steht dafür auch im Brennpunkt der feindlichen Hetzlügen. Innerhalb der Luftwaffe waren es wieder die deutschen Stukas - diese sonderbaren Vögel mit den Knickflügeln -, die mit unheimlicher Genauigkeit auf ihre Ziele niederstießen, denen das Wutgeschrei unserer Gegner und also die Neugier der Welt galten. Man fragte sich draußen: Was sind denn das für Menschen, die in diesen rätselhaften Maschinen sitzen? Aus dem Gefühl heraus, dass man dem Kampfgeist und der Todesverachtung unserer Stuka- Männer ein Denkmal setzen müsse, ist die Idee zu dem Ufa-Film Stukas geboren worden. Wir wollten ein echtes, unverzerrtes Bild deutschen Fliegerlebens geben, das in seiner schlichten Wahrheit auch die Hasslügen der Feindhetze ohne weiteres entkräften wird. Dazu trat noch ein persönlicher Grund: Mich als alten ‚Aviatiker’ reizte es mächtig, die Wunder-Waffe kennen zu lernen und zu erleben, wie sie arbeitet. So habe ich mich denn eines Tages militärisch zu den Stukas abkommandieren lassen und dabei einige Wochen lang die Männer und ihre Maschinen studiert.
Solch ein Studium der Wirklichkeit ist - das muss ich hier einschalten - umso notwendiger, je zeitnäher ein Filmstoff ist. Kann ich in einem historischen Film großzügig mit Menschen und Milieu schalten und mit breiten Strichen gewissermaßen ein grandioses Fresko malen, so bin ich bei Gegenwartsstoffen an die genaueste Wiedergabe der Wirklichkeit gebunden. Selbst die scheinbar unwichtigen Kleinigkeiten müssen stimmen, weil man sonst ja immer Gefahr liefe, einem Zuschauer, der die Dinge kennt, den Eindruck unbedingter Wahrhaftigkeit zu zerstören. Ein Filmthema, das Stukas heißt, darf man nicht konstruieren, seine Figuren nicht ertüfteln, sondern muss alles nach der Wirklichkeit gestalten.
Als Felix Lützkendorf und ich gemeinsam das Drehbuch schrieben, hat mir so die Wirklichkeit immer als Kontrolle gedient. Bei jedem Satze, den wir einen Stuka-Mann sprechen ließen, haben wir uns gefragt: Würde der Mensch, den ich kenne und den wir nun in eine Filmrolle verwandeln, in dieser Lage auch so handeln? Redet er wirklich so? Passt dieser Ausdruck zu seinem Charakter, seinem Werdegang und seinen Neigungen? Wir haben auf diese Weise unsere Filmdichtung immer mit der Wirklichkeit verglichen. Wenn wir wissentlich Dichtung und Wahrheit überhaupt vermischt haben, so nur in der Weise, dass wir manche Erlebnisse von verschiedenen Stuka-Männern einer einzigen Filmgestalt zuschreiben mussten, um die Handlung straff zu konzentrieren. Nach den lebenden Vorbildern sind dann auch die Darsteller für die einzelnen Rollen herausgesucht worden. Die Handlung unseres Films bleibt innerhalb einer einzigen Formation, einer Stuka-Gruppe. Solch eine Stuka-Gruppe, aus dem Stab und drei Staffeln bestehend, wird in unserm Film von Carl Raddatz kommandiert: Er ist der Typ des deutschen Fliegers, einfach, unproblematisch, ein Draufgänger mit Verantwortungsgefühl. Ihm zur Seite steht als Adjutant eine Figur besonderer Art: Albert Hehn, ein aufgeweckter, schneidiger Offizier, immer auf Draht, ein Glückspilz, lebenslustig, etwas leichtsinnig und großer Frauenliebling. Dann kommt Egon Müller-Franken als Technischer Offizier: freundlich, still, bescheiden. Als Gruppenarzt erscheint der Münchner Schauspieler Otto Eduard Hasse. Seine Rolle zeigt ihn als überlegenen Ästheten und Plauderer; er kann das Zivil nie ganz verleugnen und ... ist privatim Zauberkünstler. Nun die drei Staffelkapitäne: Hannes Stelzer, diesmal als rauer, spottlustiger Krieger, was ihm ausgezeichnet liegt, spöttisch und etwas schnoddrig, er hasst Sentimentalitäten und liebt ‚schräge Musik’, worunter Tanzweisen zu verstehen sind. Die zweite Staffel hat Karl John: laut, derb und zackig, Landsknechtsnatur und Raubein, toller Flieger; er ist einer von denen, die von einem Feindflug nicht wiederkehren. Der dritte Staffelkapitän ist Herbert Wilk, genannt ‚der Philosoph’, ein ruhiger, asketischer Mann, der ernste Gespräche liebt und den die Generalstabskarriere erwartet. Unter den Offizieren sind besonders bemerkenswert: Ernst von Klipstein, genannt der ‚Patzer’ oder ‚Bombi’, sehr elegant und etwas dandyhaft, ehemaliger Kavallerist, mutig und entschlossen, ein gewaltiger Kämpfer, dem aber alles danebengelingt: der ewige Pechvogel. Den Jüngsten der Gruppe spielt ein Neuling, den ich von der Filmakademie geholt habe: Johannes Schütz. Frauenrollen gibt es übrigens nur zwei: Schwester Ursula, von Else Knott gespielt — damit zum ersten Mal wieder im Film seit Morgenrot — und Marina von Dittmar als eine junge Französin. Die Besetzung eines Films ist am besten der Saitenbespannung eines Flügels zu vergleichen; jede Rolle ist eine Saite, die zum Klingen gebracht werden muss. Wenn ich die ‚Toccata’ von Bach spielen will und es ist auf meinem Instrument nur eine einzige Saite falsch gestimmt, so muss dieser eine Fehler den gesamten Eindruck zerstören. Aber ich hoffe, dass bei dem Film Stukas alle Saiten richtig gespannt, alle Gestalten richtig besetzt sind.“
Dr. Günther Sawatzki, der unter anderem für die „Filmwelt“ schrieb, kommentierte:
„Helle Begeisterung verklärt Gefahr und Wagnis. Kameradentreue beweist ihre Kraft, wenn immer wieder notgelandete Kameraden mitten aus dem Feinde herausgeholt werden. Das Leben jedes Einzelnen empfängt unaufhörlich aus dieser Kameradschaft einen Zustrom von Kraft. Die Treue nimmt dem Tode seine Schrecken. So steigert sich die Empfindung bis zur festlichen Höhe Hölderlin’scher Hymnen und Wagner’scher Musik.“