Rheinlandbesetzung und Hitlerbesuch in Köln (März 1936)
Als deutsche Truppen am frühen Morgen des 7. März 1936 ins bis dahin entmilitarisierte Rheinland einrückten und damit den Versailler Vertrag brachen, war der Jubel der deutschen Bevölkerung groß.
Mit freundlicher Genehmigung durch Spiegel-TV.
Auch in Brühl brach sich – sowohl in den Schulen als auch in den meisten Familien – Begeisterung Bahn und viele Menschen machten sich auf den Weg in die nahe Großstadt, um das historische und so lang ersehnte Ereignis hautnah miterleben zu können. Unter Ihnen befanden sich auch Elisabeth Roos mit ihren Söhnen Gustav und Günther.
Der Einmarsch deutscher Truppen stellte aber erst den Auftakt eines ereignisreichen und insbesondere für die Rheinländer aufregenden Monats dar. Noch am 7. März löste Hitler den Reichstag auf und setzte für den 29. März Neu-„Wahlen“ an, denen reichsweit große propagandistische Spektakel vorausgingen.
Am 21. März besuchte zunächst Hermann Göring die rheinische Metropole, wo er von einer großen Menschenmasse erwartet wurde.
Der Höhepunkt aber folgte am 28. März, als Adolf Hitler am Tag vor der „Wahl“ höchstpersönlich in Köln erschien, wo ihm die Bevölkerung geradezu huldigte, wie sowohl aus zeitgenössischen Filmaufnahmen als auch den zahlreich überlieferten Fotos hervorgeht. Insbesondere die offizielle filmische Berichterstattung lässt Hitler gegen Ende durch ihre feierlich-getragene Inszenierung und insbesondere durch die abschließende Überblendung des angestrahlten Doms mit dem Hakenkreuz nahezu gottgleich erscheinen.
Auch Familie Roos war wiederum anwesend und erlebte den Tag offenbar wie eine Art Erweckungserlebnis. Für Günther Roos blieb der Tag jedenfalls zeitlebens als herausragendes und ihn massiv beeinflussendes Ereignis tief in sein Gedächtnis eingebrannt. Auch sein Bruder Gustav und er empfanden Hitler als den gottgesandten Führer, eine Einstellung, die sich vor allem im Bewusstsein von Günther Roos dauerhaft verankerte.
Damit stand er jedoch keinesfalls allein. Nahezu alle hierzu befragten Kölner Zeitzeugen können sich gerade an diesen Besuch Hitlers im März 1936 und den damals herrschenden Enthusiasmus lebhaft – und im Rückblick oft mit Schrecken - erinnern.
Bei der „Wahl“ am darauffolgenden Tag darauf gaben nach NS-Angaben dann deutschlandweit 98,8 Prozent der Stimmberechtigten ihr Votum für die NSDAP ab und bekundeten damit zugleich ihre Zustimmung zu Hitlers Rheinlandpolitik. Zuvor hatte Goebbels allerdings angeordnet, sämtliche nicht eindeutig mit „Nein“ gekennzeichneten Stimmzettel – also auch die leeren oder ungültigen Wahlscheine – als Ja-Stimmen zu werten. In Köln selbst, das ja als ehemalige Zentrums-Hochburg als katholische und somit NS-kritische Bastion galt, stimmten demnach sogar 99,1 Prozent für Hitler!