Die „Hitler-Jugend Illustrierte ‚Die Fanfare‘“
Die zentralen Zeitschriften, die für sämtliche Gliederungen der nationalsozialistischen Jugendorganisation gemeinsam herausgegeben wurden, erfüllten grundsätzlich dieselben Aufgaben wie die einzelnen Gebietszeitschriften.[1] Sie waren zugleich aber durch eine stärkere Berücksichtigung jugendgemäßer Inhalte mit entsprechender Aufmachung geprägt.
Das erste Bundesblatt war der seit dem 1. Januar 1932 erscheinende „Der Junge Nationalsozialist“. Er wurde schon nach einem Jahr von der Zeitschrift „Junge Nation“ (JN) abgelöst, die wiederum nur ein Jahr bestand. Vom 1. Januar 1934 bis Anfang 1937 erschien schließlich als zentrale Zeitschrift der NS-Jugendorganisation die „Hitler-Jugend Illustrierte ‚Die Fanfare‘“, die nicht mit der gleichnamigen Gebietszeitschrift zu verwechseln ist. Dabei wich der zeitungsähnliche Charakter zunehmend dem Erscheinungsbild einer Illustrierten. Zwar war keine der drei Zeitschriften geheftet, aber sie hatten einen Umschlag mit einem großformatigen bzw. ganzseitigen Titelbild in Form einer Zeichnung oder einer Fotografie. Am auffälligsten waren die Veränderungen im Hinblick auf die Bebilderung der Zeitschriften, wobei Fotografien zum dominierenden Gestaltungsmittel wurden und in einigen Fällen mehr Platz einnahmen als der Textteil.
Damit einher gingen inhaltliche Veränderungen gegenüber den „Kampfblättern“. So wies die HJ-Illustrierte „Die Fanfare“ zahlreiche für die nationalsozialistischen Jugendzeitschriften charakteristische Merkmale auf. Der Inhalt wurde dabei von Beiträgen über die Arbeit der Hitlerjugend beherrscht, um Außenstehenden ein idealisiertes Bild von deren Arbeit zu vermitteln. Daher standen häufig Fahrten und Lageraufenthalte, Heimbeschaffung, Sporttage oder Sondereinheiten der HJ im Mittelpunkt.
Aufgrund der im Vergleich zu den „Kampfblättern“ veränderten Schwerpunktsetzung wurden den Lesern ideologische Grundmuster eher indirekt, dadurch auf Dauer aber vielleicht sogar wirkungsvoller nahegebracht. Jedenfalls wurden zentrale nationalsozialistische Leitmotive in unterschiedlich starker Ausprägung und in leicht abgewandelten Formen immer wieder verwendet und permanent wiederholt. So wurde der „Kampfgedanke“ und das damit verbundene „Opfer- und Todesmotiv“ weiterhin thematisiert, daneben dominierten charakteristische nationalsozialistische Werte wie „Wettkampf“, „Leistung“, „Kameradschaft“, „Gemeinschaft“, „Disziplin“, „Gehorsam“, „Soldatentum“ und andere mehr.
Die Illustrierte „Die Fanfare“ brachte auch zahlreiche Rubriken und Beiträge, die auf jugendgemäße Weise der Unterhaltung dienen sollten. Dazu gehörten beispielsweise eine Rätselseite „Nun ratet mal“, eine „Fotoecke“ mit Tipps für das Fotografieren oder Erzählungen, die als Fortsetzungsserien veröffentlicht wurden, wie „Mein Freund Juli Bumm“ – allesamt Elemente, die etwa schon in den traditionellen bürgerlichen Jugendzeitschriften „Der gute Kamerad“ und „Das Kränzchen“ vor 1933 eingeführt und erprobt waren.
Fußnoten
[1] Die Darstellung folgt Tatjana Schruttke: Die Jugendpresse des Nationalsozialismus, Köln, Weimar, Wien 1997, S. 53ff.