Die NS-Machtübernahme am 30. Januar 1933
Am 30. Januar war es so weit: Um 12.40 Uhr wurden in Berlin offiziell die Berufung Hitlers zum Reichskanzler und die Vereidigung seines Kabinetts bekanntgegeben. Die Übertragung der Macht auf den neuen Kanzler Hitler feierte das neue Regime mit einem pompösen Auftritt: Der nächtliche Fackelzug, der am 30. Januar in Berlin stattfand, wurde zur ersten großen propagandistischen Inszenierung des Dritten Reichs. Für den beeindruckenden Marsch der SA-Einheiten hatte der neue Innenminister Frick nicht nur die Bannmeile im Regierungsviertel aufgehoben, sondern die Rundfunkanstalt Berliner Funkstunde ersucht, das Ereignis zu kommentieren und aufzuzeichnen. Der auf Schallplatten gepresste Mitschnitt wurde – mit Ausnahme des Bayerischen Rundfunks – von allen deutschen Sendeanstalten ab 22.20 Uhr gesendet. Gegen Mitternacht folgte eine zweite Reportage direkt aus der Reichskanzlei, in der u.a. davon die Rede war, die „Hunderttausende“ seien nunmehr „zu einer einzigen Willenseinheit zusammengeschmolzen“ – sozusagen die Geburtsstunde der „Volksgemeinschaft“. Göring sprach vom „gewaltigsten Abend“, den Berlin seit dem Kriegsbeginn am 1. August 1914 erlebt habe und tönte vom „Wendepunkt in der deutschen Geschichte“. Und Goebbels erklärt: „Deutschland ist im Erwachen.“
Diese und weitere, danach in großer Zahl folgende Inszenierungen versuchten den Eindruck zu vermitteln, als stünde die weitaus größte Mehrheit der Bevölkerung hinter dem neuen Reichskanzler.
Im Hause Roos in Brühl musste man in dieser Hinsicht nicht viel Überzeugungsarbeit leisten. Die ganze Familie lauschte gespannt der Rundfunkübertragung, wie sich der damals achtjährige Günther zeitlebens genau zu erinnern vermochte.
Und in Brühl wie im gesamten Deutschen Reich konnte man an jenem historischen Abend folgende Übertragung mit Reden von Hermann Göring und Joseph Goebbels im Rundfunk hören.
In den folgenden Monaten fanden dann solche Bilder Verbreitung in den Wochenschauberichten der deutschen Kinos.
Der 30. Januar 1933 in bewegten Bildern:
(Mit freundlicher Genehmigung durch Spiegel-TV)