Zeitgenössische Kommentare
In einer Werbebroschüre zum Film heißt es:
„Schnee- und Regenschauer fegen über winterliche Felder. Heulend fängt sich der Wind in dem steinigen Hohlweg, durch den in früher Morgenstunde der Landarzt und Kreisphysikus Dr. Robert Koch zu einem sterbenden Kinde fährt. Die Tochter eines armen Waldhüterpaares ist der tückischen Tuberkulosekrankheit, die jedes vierte Kind in dem ländlichen Kreise dahinrafft, zum Opfer gefallen.
Erschüttert steht Koch an der Leiche der Kleinen. Jedes vierte Kind im Kreise ... und keine Aussicht, diese fürchterliche Seuche mit Erfolg zu bekämpfen. Seit Jahren beschäftigt er sich damit, den Erreger der Tuberkulose zu finden. In seinem Sprechzimmer in Wollstein hat Koch sich einen kleinen Verschlag gebaut. Hier arbeitet er in jeder freien Minute an seinen Präparaten - sitzt Nächte hindurch vor seinem Mikroskop, um dem Erreger dieser fürchterlichen Geißel der Menschheit auf die Spur zu kommen. Kleinbürgerlicher Unverstand macht ihm das Leben schwer. Ein in seiner Würde gekränkter Lehrer und eine Gesundbetersekte gehen mit scharfen Anklagen gegen den stillen Forscher vor. Gemeine anonyme Artikel erscheinen im Kreisblatt, um den Landarzt und Kreisphysikus Dr. Koch aus seiner Stellung zu bringen. Zum Glück hat er in dem Landrat des Kreises einen verständnisvollen Freund, der die große Bedeutung der wissenschaftlichen Arbeiten seines Kreisphysikus längst erkannt hat. Eingaben über Eingaben gehen an das Ministerium nach Berlin. Koch selbst schickt immer wieder neue Berichte über seine Forschungen ein ... mit dem einzigen Resultat, dass die Akten der Berliner Registratur dicker und dicker werden! Denn der große Berliner Gelehrte, Geheimrat Virchow, auf dessen Urteil die ganze medizinische Welt hört, ist ein erklärter Gegner der Koch’schen Theorie. Bazillen als Erreger der Krankheiten erklärt er für Unsinn. Seiner Meinung nach sind die Krankheiten auf einen Zerfall oder Veränderung der Zellen zurückzuführen. Einer der Assistenten Kochs ist der Sohn des Landrats, Fritz, ein junger Mediziner, der sein Staatsexamen glänzend bestanden hat und als Lieblingsschüler Kochs mit ihm arbeitet. Nach vielen Monaten aufopferungsvoller Arbeit gelingt es Koch, nach Hunderten von vergeblichen Versuchen und Färbungen seiner Präparate den Erreger der Tuberkulose festzustellen. Aber noch gibt er diese Entdeckung nicht bekannt, denn erst gilt es, bis ins Letzte den Beweis zu erbringen, dass dieser von ihm gefundene Erreger einwandfrei der Ursprung dieser todbringenden Krankheit ist.
Trotz aller Intrigen und niedrigen Anschuldigungen, die gegen den Landarzt erhoben werden, kommt endlich die Berufung Kochs nach Berlin als Regierungsrat an das Kaiserliche Gesundheitsamt. Der Leibarzt des Fürsten Bismarck, der gleichzeitig Direktor dieses Gesundheitsamtes ist, hat sich auf das wärmste für den stillen Forscher eingesetzt. Voller Freude eilt Koch nach Berlin - aber auch hier erwarten ihn nur neue Kämpfe und Schwierigkeiten. Man spöttelt über den ‚Bazillenjäger’ - der sich mit seinen Assistenten Löffler, Gaffky und Fritz tagelang im Laboratorium einschließt. Untergeordnete Beamte versuchen, dem Regierungsrat Koch immer neue Hindernisse in den Weg zu legen - so dass dieser sich schließlich Hilfe suchend an Virchow - den Tapst der Wissenschaft - wendet. Leider hat der viel beschäftigte Geheimrat, der gerade zu einer großen Reichstagssitzung fahren will, keine Zeit, um sich von Herrn Dr. Koch seinen ‚Bazillen-Zirkus’ vorführen zu lassen.
Es ist ein gigantischer, dramatischer Kampf, den Koch für seine Entdeckung führt. Ein Kampf vor allem auch gegen Rudolf Virchow - der sich am Ende doch vor dem Gegner beugen muss! Und es ist ein Kampf, den Koch mit schwerstem Opfer bezahlen muss; sein junger Assistent Fritz, den er wie einen Sohn liebt, wird nach einer Ansteckung, die er sich während der gemeinsamen Laboratoriumsarbeit zuzieht, von dieser schrecklichen Krankheit, befallen und stirbt.
Eine grandiose Apotheose des Sieges schließt den Film: In der Aula der Universität wird der zu Weltruhm gelangte Robert Koch gefeiert. In einer mitreißenden Rede fordert er die ihm gläubig lauschende Jugend auf, den Kampf gegen den heimtückischen Feind, die Tuberkulose, fortzuführen, bis zum siegreichen Ende.“
Die Produktionsfirma „Tobis“ ließ der Presse unter der Überschrift „Robert Koch und wir - Gespräch mit Hans Steinhoff“ folgende Aussage des Regisseurs zukommen:
„Noch lange vor Beendigung des Films hielt uns - Emil Jannings, Werner Krauß, den Dichter Paul Joseph Cremers und mich - der Rausch des Schaffens wie ein Fieber gefangen. Wir hatten ja dieses Mal nicht irgendein nettes oder spannendes Sujet, sondern wir hatten die hohe Aufgabe und die große Verantwortung, Leben und Leistung eines Mannes sichtbar werden zu lassen, dessen Ruhm unvergänglich ist wie sein Name. Ich möchte versuchen, knapp und präzise zu formulieren, worin Aufgabe und Verantwortung für uns bestand. Zunächst einmal haben wir filmisches Neuland betreten, indem wir einmal einen geistigen Kämpfer in den Vordergrund eines Werkes stellten: einen Mann, der so sicher und gewiss ein Held war wie jeder tapfere Held und wie jener alles einsetzte für seine Idee, seine Mission und sich aber auch dieser Idee in Disziplin und Demut unterordnete. Der Kampf, den er, der kleine Landarzt aus Wollstein, führte, ist wahrhaft heroisch zu nennen.“
Im „Völkischen Beobachter“ der Tageszeitung der NSDAP, hieß es:
„Emil Jannings glückte es durch die Mittel der Ruhe und Beharrlichkeit, ein sicheres Bild des großen Arztes zu entwerfen, der auszog, den Erreger der Tuberkulose zu finden, und der mit nachtwandlerischer Sicherheit durch einen Strom von Anfeindungen watete, um am Ende als Sieger bescheiden zu bleiben. Denn: Die Sache ist alles, die Person ist nichts.“